lin hwai-min

Der Dichter zog aus, ein Choreograf kam zurück. Über den Taiwaner Lin Hwai-min anlässlich der kalligrafischen Vollendung seiner «Cursive»-Trilogie.

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Zuweilen muss selbst außergewöhnliches künstlerisches Talent einen Umweg einschlagen. Lin Hwai-min, geboren im Frühjahr 1947 in Chiayi auf der Insel Taiwan, war zwanzig und galt als ein hoffnungsvoller Schriftsteller, als er seine Heimat mit einem Literaturstipendium Richtung USA verließ. Er veröffentlichte einen Erzählband, dessen Titelstory, «Cicada», in englischer Übersetzung Eingang in eine Anthologie junger chinesischer Erzähler fand. Ein  taiwanisches Magazin zählte ihn zu den zehn jungen Männern der Inselrepublik, die zu kühnen Hoffnungen Anlass gäben.

Diese Hoffnungen enttäuschte  Lin Hwai-min gewiss nicht, wenn auch auf völlig andere Weise als Ende der 1960er Jahre vorhergesehen.
Denn in den USA nahm Lins Leben eine neue Wendung. Als 13-Jähriger sah er in seiner Vaterstadt ein Gastspiel der amerikanischen José Limón Dance Company und war von Limóns «The Moor’s Pavane» so tief beeindruckt, dass er heimlich Ballettstunden nahm. Doch Tanzen als Beruf kam für den Sohn einer großbürgerlichen Familie, als eins von fünf Kindern, nicht infrage. Brav schloss er die höhere Schule ab, begann Literatur und Journalismus zu studieren. Auch seinen Professoren im «Writer’s Workshop» an ...

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Tanz Januar 2006
Rubrik: Portrait, Seite 22
von Jochen Schmidt

Vergriffen
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