Le Sous-Sol
Dieses Haus hatte ein Wohnzimmer und einen Garten. Ein Untergeschoss hatte es nicht. Es war wohl auf Sand gebaut. Jetzt sieht es aus wie sein eigener Keller. Wie nach einem Erdrutsch ist es eine halbe Etage nach unten gesackt. Durch Fenster und Türen dringt das Erdreich. Und oben im Garten sitzt noch immer der Großvater unter seiner Birke, deren Wurzeln nun durch die Decke des Wohnzimmers ragen. Reglos dreht er uns den Rücken zu, stoisch, als ginge ihn die ganze Szene nichts an. Auch die jüngeren Mitglieder der Familie sind uns nicht unbekannt.
Im Grunde müssten sie Peeping Tom heißen, aber das taugt nicht recht als Familienname. Sie hatten uns schon in ihren Garten geführt («Le Jardin»). Danach bereiteten sie uns in ihrem Wohnzimmer auf den Generationswechsel vor («Le Salon»). Wir wurden Zeugen der Inkontinenz des Ältesten, der langsam den Verstand verlor, des Egoismus der Kinder, des Tributs, der an das Zeitliche zu zahlen ist. Es war eine Vorbereitung auf den Abschied, bereits im zweiten Teil der Trilogie. Was sollte nun also – in «Sous-sol» – anderes folgen als die Begegnung mit dem Sensenmann?
Peeping Toms Ausflug in die Unterwelt ist ein Begräbnis mit fünf Sternen. Zu den ...
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