Kreuzweise
Der Skandal fand in der Presse statt. Das Abendmahl wäre eine Orgie von Fußfetischisten. Die Kreuzigung eine Peitschennummer. Für Pastoren ist das nichts. Für Kritikerinnen, die ihnen nahe stehen, auch nicht. Die Pastoren verließen das tanzhaus nrw nach der Pause dieses Dreistünders und lasen später doch nur: Jesus, der Schmerzensmann, wurde geopfert für die Menschheit. Peitschen verschiedener Stärke krachen auf Laura Frigato und ihre beiden Mitgekreuzigten. Rote Wäscheklammern klemmen an ihren Hautfalten, fast wie beim heiligen Sebastian.
Ihre Gesichter sind eine Studie der Lust, die sich einreiht bei Künstlern von Derek Jarman zurück bis Caravaggio. Auch sie delektierten sich an Schmerzen, fürchteten den Blasphemie-Vorwurf und waren Künstler.
Wer je das schiitische Âshurâ-Fest sah, die Gewalt der Männer, die sich aufs Blut kasteien, weiß, dass seit allen Zeiten, die Jesus-Darsteller mit schweren Kreuzen über steile Berge getrieben haben und das dickflüssige Blut unter der Dornenkrone als Zeichen wahrer Demut nahmen, nie eine wirkliche Transgression zum Geschmacklosen stattfand. Im Gegenteil. Das fetischisierte Leid ist dem Islam und Christentum so eingeschrieben wie die ...
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