Josef Nadj «omma»
Acht Herren betreten die Bühne im Gänsemarsch, Schulter an Schulter. Ihre Anzuguniformen hauchen Soldatisches aus, aber sind einander zu nah. Die athletische Männlichkeit zerschmettert ein herzliches «La La La» aus ihren großen Mündern. Die Herren aus beiden Kongostaaten und aus Westafrika marschieren auf, zersingen ihr Soldatenlied, rufen «fekete», Schwarz, wie sie in Ungarn genannt werden, der zweiten Heimat des in Serbien geborenen Choreografen Josef Nadj. Schwarze sind nicht nur schwarz. Nicht nur Soldaten: Vor lauter Tanzen reicht’s hier eh nicht zum Soldatentum.
Alle Mann linksum. Marsch. Es ist ein Marsch, der aus zarten Soli zum Atem der eigenen Chorstimmen besteht. Man sieht: die zarteste Versuchung seit es Armeen gibt. «Omma» heißt das Werk, das durch Europa tourt, auch zur «Biennale Danza» nach Venedig. Omma ist griechisch und meint das, was man einem anderen anzusehen meint: Soldatentum, Schwulsein, Selbstbewusstsein – nichts ist notwendigerweise wahr. Omma meint: einen Eindruck. Ganz links in der Reihe steht ein Dicker, der zwar dick ist, aber schlagfertig und agil, sanft auch, ein Starker, der zum Klang der Zikaden kniefällig zu Boden geht. Und die anderen mit ihm: ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Tanz Dezember 2021
Rubrik: Kalender, Seite 40
von Arnd Wesemann
Was passiert, wenn Anish Kapoors monumentale Kanone – Installationstitel: «Shooting into the Corner (2008-09)» − in den choreografischen Raum feuert? Das entsprechende Experiment hat gerade im Forum Leverkusen stattgefunden. Oleg Stepanov ist ausgebildeter Physiker und Tänzer am Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Sein Job ist es im Augenblick, mit geübten Griffen...
Oberbürgermeister Uwe Schneidewind machte sich schon mal locker und duzte den künftigen Chef seiner wichtigsten Kulturmarke: Dass «Boris», Nachname: Charmatz, ab der kommenden Saison dem Tanztheater Wuppertal Pina Bausch (TTW) den Sprung in die Zukunft ermöglichen soll, verkündete der Politiker mit ebenso viel Stolz wie Erleichterung auf der Pressekonferenz Ende...
VON WEGEN KÖRPERSCHABLONEN
«They don‘t menstruate? So what!», soll George Balanchine, Gründer des New York City Ballet, einst ausgerufen haben. Dabei ging es natürlich um sein Ballerinen-Ideal: rank und schlank und geschmeidig von Kopf bis Fuß. Anorexieverdacht? Ach was! Aber der Ruf nach Diversität schleift auch im Tanz die XXS-Bastion und sorgt dafür, dass andere...