Jochen Roller

«Basically I Don’t But Actually I Do». So heißt sein Tanzstück, das zwei einfache Fragen stellt: Wie konnten Millionen Deutsche eine Minderheit von Millionen Juden umbringen? Und: Darf man das tanzen?

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Ein Stück über den Holocaust? Ein Stück über «uns», die dritte Generation, die nicht mehr und noch immer betroffen ist von der Wucht einer unbegreiflichen Vergangenheit? Ein Stück über Bilder, die uns beim Aufwachsen begleiteten, Erzählungen und Albträume, die uns unsere Großeltern mitgaben? Der Berg an Fragen, den der Hamburger Choreograf Jochen Roller an sein jüngstes Projekt stellte, wuchs mit der Recherche am Material ins Unerträgliche.

Fragwürdigkeit war sein ständiger Begleiter: Ist Kunst nach Auschwitz, über Auschwitz möglich? Darf und kann man den Holocaust choreografieren, vertanzen? Gemeinsam mit der israelischen Kollegin und langjährigen Freundin Saar Magal entwickelte der 38-jährige Roller das Stück «Basically I Don’t But Actually I Do». Vor fünfzehn Jahren lernten die beiden sich in der Londoner Choreografenschmiede Laban Center beim Rauchen auf dem Flur kennen; in diesen fünfzehn Jahren beherrschte immer auch der Gedanke des deutsch-israelischen Verhältnisses ihre Freundschaft. Wie während ihrer Ausbildung trainierten sie nun täglich Cunningham-Technik und warfen den rechten Arm in die rechte obere Ecke – den Hitlergruß. Sie nennen es einen «choreografischen Lapsus».

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Tanz Mai 2009
Rubrik: Portrait, Seite 50
von Elisabeth Nehring

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