Henrietta Horn

Ob Schöpfung oder Nachschöpfung, Original- oder Second-Hand-Choreografie – ihre Arbeiten sind fesselnd und eigenwillig. In Osnabrück gräbt sie Mary Wigmans Totentänze aus und ergänzt behutsam, was verloren gegangen ist.

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Der Grund für die vibrierende Atmosphäre im Tanzsaal des Osnabrücker Theaters befindet sich in zwei quietschgrünen Plastikkörben: Hier lagern, sorgsam übereinander geschichtet, die Gesichtsmasken für Mary Wigmans «Totentanz II». Die Maskenabteilung hat sie den hölzernen Originalen von 1917 nachmodelliert. Beeindruckende Requisiten, die tanzhistorische Zeiten wachrufen. Jedem Tänzer der Dance Company Osnabrück musste ein Gipsabdruck abgenommen werden, um die Larven der Physiognomie anzupassen. Dennoch: Die erwartungsfrohe Begeisterung lässt beim Anprobieren deutlich nach.

Marine Sanchez Egasse schüttelt den Kopf, legt die Maske mit dem Antlitz der Wigman ab. Sie kann darunter kaum atmen. Auch das Sichtfeld ist durch die Schlitze stark eingeschränkt.

Henrietta Horn, die dunklen, grau durchsetzten Haare nachlässig am Hinterkopf hochgeknotet, bahnt sich ruhig ihren Weg durch das aufgekratzte Gewusel. «Are you okay?», wendet sie sich fürsorglich an die Tänzerin. «We try. If you think it‘s impossible, we find a solution.» Kurz darauf nimmt sie Platz auf einem Stuhl, verschränkt die Arme: «Wir gehen einmal auf Anfang.» Der erste Durchlauf mit Masken und Kostümen.

Das vorläufige Ergebnis der ...

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Tanz März 2017
Rubrik: Menschen, Seite 26
von Bettina Trouwborst

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