Digital Natives
Der Duft von Pfannkuchen. Die Art, wie der Wind riecht. Wie die Diele knarzt. Wie sich der Boden unter den Füßen anfühlt. Wen wir zum Reden suchen, wenn wir in Sorge sind. Mit wem wir Freude teilen, wenn sie zu viel ist für einen allein. Ein Gericht. Der Gruß des Nachbarn. Ein Lied. Dass der Bäcker weiß, welches Brot wir lieben. Wie wir feiern. Die Chefin der Buchhandlung, die uns kennt. Wie wir reden. Wie wir fluchen. Das Haus, in dem wir einst die Kleinen waren und es bleiben, selbst, wenn wir groß sind. Eltern. Der Dialekt, den man nur dort pflegt, wo sie wohnt. Die Heimat.
Vertrautes im Unvertrauten
Heimat hat viele Gesichter. Meint Räume, Zeiten, Wahrnehmungen, Menschen. Viel besungen, viel bedichtet, politisch missbraucht, ideologisch instrumentalisiert – all das trifft auf sie zu. Sie hat einen präzisen Ort und hat doch keinen. Zunächst einmal ist sie nur ein Wort. Wie wir es auslegen – behaglich oder voller Unbehagen, begrenzt oder total flexibel –, das wird von unserer Prägung bestimmt. Heimat ist ein Buzzword geworden. Getriggert durch Impulse aus unterschiedlichen Diskursen, unterschiedlichen Ursachen. Heimat heute? In einer Gesellschaft, die von Mobilität, Migration ...
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Tanz Jahrbuch 2018
Rubrik: Eroberer, Seite 96
von Nic Leonhardt
In der Hauptstadt ist dieses Jahr mächtig was geboten: Die experimentierfreudige Tanzfabrik wird 40 Jahre alt, das internationale Festival «Tanz im August» 30, die Anstifterin des allgemeinen Tanzfortschritts, Nele Hertling, kriegt den «Deutschen Tanzpreis», und das Staatsballett mit Johannes Öhman und Sasha Waltz eine neue Intendanz. Klingt doch super, oder? Na...
«Im Dickicht der Städte» heißt ein frühes Drama von Bertolt Brecht, 1924 wurde es in Berlin aufgeführt. Regie führte Erich Engel, die Ausstattung besorgte der Bühnenbildner Caspar Neher. Dieser zeigte «Räume, von denen man nie so recht weiß, ob sie eigentlich Innenräume oder Straßen sind. Himmel und Luft sind mit Steinen zugebaut, und diese bröckeligen Wände sind...
Zwei ältere Jungs zwängen sich an den jüngeren Mädchen vorbei und äugen durch den Vorhang. «Das muss ich sehen», sagt der eine. Dann greift er sich wie Siegfried an die Brust und fällt auf die Knie: «Och». Der tiefe Seufzer gilt nicht Rihanna oder Pink. Im Theatersaal der Staatlichen Ballettschule Berlin steht Polina Semionova und probt mit der Klasse 6b...