Der Funke des Fallens
Tanz ist eine fortgesetzte Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Schwerkraft, eben jener Gravitation, die die Physik seit 1686 mithilfe der Newton‘schen Gesetze beschreibt. 1916, nach 230 Jahren erfolgreicher Anwendung, wurde sie abgelöst durch Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie. Aber die Schwerkraft blieb. Denn in den meisten irdischen Belangen – außer etwa in Fällen extremster Genauigkeit, wie dem Global Positioning System GPS – stimmt Einsteins Theorie mit der Newton’schen überein.
Trotzdem ist die Allgemeine Relativitätstheorie ihrem Wesen nach grundverschieden. Sie gab neue Antworten, von der Expansion des Universums bis zur Existenz Schwarzer Löcher. Das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit verschob sich durch ein experimentelles Gesetz, das bereits seit Galilei bekannt ist, aber erst mit der Einstein’schen Relativitätstheorie seine volle Pracht entfalten konnte.
Verschobener Focus der Aufmerksamkeit
Einstein lebte in einer Zeit kultureller und sozialer Umbrüche. Gertrude Stein ist in der Literatur, was Pablo Picasso in der Malerei und Arnold Schönberg in der Musik war. Im Tanz tauchen die Solotänzerinnen auf, Isadora Duncan in Berlin, Maud Allan in London, später in ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein

- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Je mehr Pina Bausch aus dem Bild der öffentlichen Meinung zu verschwinden droht, desto insistenter muss "Das Tanztheater Pina Bausch: Spiegel der Gesellschaft" bleiben.
Unter diesem Titel veröffentlichte Rika Schulze-Reuber nach dreißig Jahren Bauschverehrung jetzt ihre Zuschauer-Erfahrung von "Frühlingsopfer" 1975 bis "Rough Cut" 2005.240 Seiten lang erzählt...
Als Wissenschaftler erforsche ich die Morphologie des Körpers. Die evolutionistische Morphologie vergleicht Skelette und zieht meist aus der Form des Oberschenkelknochens Rückschlüsse auf die Fähigkeit einstiger Lebewesen zum aufrechten Gang. Generell schließt man von der Form auf die Art der Fortbewegung und vergisst, dass auch das Verhalten die Fortbewegung...
Meg Stuart choreografiert Doktorspiele. Bei «Visitors Only» (2003) baute ihr Anna Viebrock eine zweistöckige Klinik für Demenz-Patienten. In «Alibi» (2001) entstand eine grausam zitternde Ich-Verleugnung mit einer Kompanie, die seither bei jeder Schlussparty eines Stücks ins berühmte Meg-Stuart-Shaken verfällt. Um das Gruseln abzuschütteln, das in sie fuhr. Den...