Debussys Memorial

in Brüssel

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Das Beste zuerst. Halb nackt hebt Cynthia Loemij den Arm, kaum dass Taka Shamoto vorüberhuschend im Dunkel wieder verschwunden ist. Leer ist das Théâtre de la Monnaie. Keine Weintraube scheint zur Hand. Nicht ein einziger Ton erklingt. Und doch ist dieser «Nachmittag eines Fauns», der den «Abend eines Tages» präludiert, erfüllt von einer inneren Musik – und jede Geste, jede Pose des halb aufgestützten Oberkörpers von einer Intensität, die im weiteren Verlauf der Vorstellung schmerzlich vermisst.
Ein Augenblick der Vergangenheit. Ein Stück Tanz, akribisch rekonstruiert.

Ausgangsmaterial einer Choreografie, die nach einem Blackout mit Mark Lorimer einen gealterten Faun an die Stelle der emanzipierten Nymphe setzt. Zu Claude Debussys «Prélude à l'après-midi d'un faune» vergegenwärtigt Anne Teresa De Keersmaeker die Geschichte, indem sie sie auf ihre Weise verwandelt: herausgelöst aus der Geschichte, verortet auf einer Bühne, die nicht mehr die Flächigkeit des Originals besetzt, neu dimensioniert wie der Raum, zu dem sie die Zeit kunstvoll ausgeweitet hat. Dekonstruiert, verliert das Stück seine Sinnlichkeit, die es einst zum  Skandalon machte. Von allem Begehren befreit, sinkt der Mann ...

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Tanz Juli 2006
Rubrik: on stage, Seite 34
von Hartmut Regitz

Vergriffen
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