Così fan tutte
Man sieht es und staunt nicht. Die Bühne ist leer. Viel Weiß um Nichts: jede Menge Platz zum Tanzen. Links und rechts hängende Begrenzungen aus Plexiglas. Das sichert Transparenz, einen Hauch Eleganz strahlt es auch aus. Aus dem Schnürboden fallen Lamellen, selbstredend persilfarben. Die Welt so rein. Das Pure der Subjekte (Objekte der Begierde?) scheint gesichert. Wie die Unschuld der Musik. C-Dur, das erklingt ja immer dann, wenn gestrahlt oder gejubelt oder gefeiert oder alles zusammen getan wird.
Aber was sehen dann unsere verwirrten Augen, kaum ist die Ouvertüre beendet? Von hinten stampft, energischen Schrittes, die gesamte «Così-fan-tutte»-Belegschaft nach vorn, beinahe militärisch, um sich in einem Halbkreis aufzustellen und parallel zur Musik die Nacken, die Köpfe, die Gliedmaßen und wer weiß was sonst noch alles zu dehnen und zu zerstreuen. Schon stellt sich bang die eine Frage: Soll das hier eine Gruppentherapie werden? Oder suchen sechs Personen nur ihr jeweiliges Spiegelbild? Den Anderen in sich? Das Andere schlechthin?
Schattentänzer
Nun, nicht ganz. Philosophisch wird der Abend nie, zum Glück. Aber seltsam, aus der Welt hinaus gehoben, ist es schon, dieses erste Bild. ...
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Tanz März 2017
Rubrik: Produktionen, Seite 8
von Jürgen Otten
Porsche steckt Geld ins Stuttgarter Ballett, die Stiftung der Reederei Hapag Lloyd fördert das Hamburg Ballett, die Wohnungsbaugenossenschaft Aufbau unterstützt die Festwoche des Thüringer Staatsballetts, eine Sparkassenstiftung hält das Kölner Tanzarchiv am Leben – das sind nur ein paar Beispiele für Sponsorenmodelle, mit denen die Wirtschaft Teilen der Tanzszene...
Wie kommt eine französische Tanzwissenschaftlerin dazu, sich ausgerechnet mit einem typisch deutschen Thema zu befassen? Durch Zufall. Über Umwege. Ich komme aus Lille, habe dort Geschichte und Literatur studiert und wollte in Paris am Sciences Po eigentlich meinen Master machen. Natürlich setzte ich auch meine Tanzausbildung fort, und das bei Karin Waehner, einer...
Ausstellung
Depot Erbe
Wer bestimmt, was bleibt? Welche Choreografien werden in die Zukunft
weitergereicht, welche nicht? Wer sortiert, was künftig zu sehen sein wird und was nicht? Was leicht ersetzbar wäre, kann auf jeden Fall schon mal weg. Oder nicht? Auf dem Bühnenboden zur Choreografie «9000 Steps» von Joanne Leighton (Foto) wurden 2016 zwei Tonnen Salz...