Berlin: Niv Sheinfeld, Oren Laor: «Ship of Fools»
Die Tänzer sitzen, bevor die Zuschauer ihre Plätze einnehmen. Und sobald wir sitzen, stehen die Tänzer auf, gönnen sich einen Spaziergang auf sehr begrenztem Raum. Sie haben alle Zeit der Welt, denn jeder ist eine Insel. Sie schauen uns an. Wir schauen sie an. Wenig haben die drei auf den ersten Blick miteinander gemein. Sasha Angel wirkt, als sei er ein aktiver Sportfan. Anat Gregorio kommt als Amazone daher, feminin und stark, zeigt stolz ihre umfangreichen Tattoos. Der Dritte ist der schmale, flinke Uri Shafir, ein Ex-Batsheva-Tänzer. Er liebt und küsst seine Gitarre.
Jeder bewohnt seine eigene Welt, die ihn durch geschliffene Bewegungsroutinen schützt. Nur gelegentlich zeigen sie etwas Neugier auf menschliche Kontakte, kaum aus Interesse, mehr, um sich selbst zu bestätigen. Diese Soli zu dritt fügen sich erst allmählich wie Fragmente eines Puzzles zu einem erstaunlich anderen Bild.
Zwei Männer schauen sich an. Uri Shafir verbiegt seinen Oberkörper, dabei streckt er seine Hände immer wieder zu Sasha Angel aus, der die Geste ignoriert. Er ist vollauf damit beschäftigt, seine Faust auf die eigene Stirn zu hämmern. Also verliert Shafir das Gleichgewicht, fällt wie ein Boxer, der k.o. ...
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Tanz August 2012
Rubrik: kalender und kritik, Seite 52
von Ora Brafman
Die Weihnachtsfeste des späten 20. Jahrhunderts gehorchten einer dramaturgischen Wiederholungsschleife: erst Bescherung, dann Essen, dann Christmette, dann schlafen, und irgendwann am ersten Feiertag mit jeder Menge Kokosmakronen auf dem Schoß vor dem Fernseher sitzen und zwei Stunden lang in Märchenträumen schwelgen – dank «Nussknacker», «Dornröschen» oder...
fotoband_________
dance in the mirror
Nichts als eine Rückenansicht, aber die – oho! Ein weißes Courrèges-Kleid, linkshändig baumelt eine Kelly-Bag, rechts tänzeln drei Pfund Einkaufstüten, und auf dem Kopf schwebt ein heißer Hut: So hat der Fotograf John R. Johnsen vor genau fünfzig Jahren eine unbekannte Schöne in den Straßen Kopenhagens abgelichtet. Das war ein...
Links macht der Musiker Hahn Rowe sich an Gitarre, Geige, Mundharmonika, Elektronik und Blech zu schaffen. Auf der anderen Seite sitzt ein Stummer und wartet: Daniele Albanese. Nennen wir ihn: den Assistenten. Denn um die «Snakeskins», die Schlangenhäute, abstreifen zu können, braucht auch die Schlange einen Widerstand außerhalb ihres Körpers. Und die leere Hülle...