André Gingras: «nel foco che gli affina»
Wieso kommt ein kanadischer Choreograf nach Nürnberg, in die deutsche Stadt, in der man, wenn man kann, am behaglichsten lebt? Will er uns Dantes Purgatorium, will er das Fegefeuer zeigen? In der Spielzeughauptstadt, Lebkuchen- und Christkindlmetropole, der süffigsten Wein- und Bierschwemme Deutschlands? Für André Gingras, der mit seinem zierlichen Vollbart wirkt wie ein adretter Gutmensch auf den letzten Stufen einer mittleren Managementleiter, ist die Hölle offenbar dort, wo lauter wohlständige Gutmenschen sich im Paradies der ewigen Dämmerung zwischen Walkman-Konsum und Online-Sho
pping langweilen.
Also hier. Er, der schon seine «Theories of Excess» choreografierte, der auf politische Notwendigkeit pocht, wenn er in «CYP17» die Gentechnik anklagt und den westlichen Sicherheitswahn in «The Sweet Flesh Room» durch den Kakao zog, der in «The Lindenmeier System» die Migration als biologische Notwendigkeit bewies, gegen die Unnatur der Grenzen, er kommt in Nürnberg an – und streckt alle viere von sich.
Warum? Sein neues Experiment verzichtet auf seine Autorschaft, wenigstens sieht es so aus. Er hat sechzehn Tänzer gefragt, was für sie die Hölle sei. Und siehe, die Hölle ist all ...
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«Er ist einmalig», meint der ehemalige Ballettmeister und Direktor der John Cranko-Schule, Alex Ursuliak: «Er hat einen Sprung – wie Juri Solowjew einst. Er hat Beine wie kein anderer, beinahe weiblich schön. Er hat einen unglaublich geschmeidigen Körper, noch ganz jung in seiner Form, und ein Gesicht mit dem gewissen Etwas, so wie man es von Vaslav Nijinsky kennt:...
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Berlin muss, wie oft, eine Sonderstellung einnehmen. Im Gegensatz zu den anderen...
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