Akram Khan: «Xenos»
Der britische Meister des indischen Kathak schießt wie ein Torpedo hinein in den getrommelten Frieden, kommandiert von rhythmusgebenden Bols und dem Gesang von Aditya Prakash, der seine Stimme schenkelklopfend und mit herrlichen Armschwüngen stützt. Das ist Kathak, das ist Indien, so weit entfernt wie der Krieg. Akram Khan fegt über die Bühne mit gespreizten Fingern, rasenden Drehungen und einem Tau in der Hand. In seinem traditionellen weißen Sherwani- Anzug wirft er sich auf eine zusammenbrechende Bank, springt auf, reibt seinen frisch am Hintern zugezogenen Brandfleck.
Komik will aufglimmen, da fällt, mit einem gewaltigen Schlag, der Strom aus. Dunkle Stille, bis Prakashs Singstimme den Schaden repariert und neun Lampions erneut über der Szene glühen. «Das ist kein Krieg, das ist das Ende der Welt», beruhigt ein Satz aus dem Textbuch des jungen kanadischen Autors Jordan Tannahill. Der Krieg, der nicht kommen will, zeigt sich erst, als der Frieden geht, als hunderte auf der Bühne schlafende Seile die Sitzkissen, Bänke, Instrumente, eine Schaukel und die Lampen über eine Rampe ins Nichts entführen.
Nun ist die Welt nackt, in der Khan seinen Kathak entspinnt, mit ...
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Tanz April 2018
Rubrik: Menschen, Seite 25
von Arnd Wesemann
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