Abfilmen reicht nicht
Herr Wittersheim, die Ästhetik von Musiksendungen im Fernsehen hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt. Wie würden Sie die aktuellen Maßstäbe von ARTE vor diesem Hintergrund beschreiben?
Wir arbeiten vor allem mit drei Formaten: Opernübertragungen, Konzerte, Dokumentationen. Um mit Letzterem anzufangen: Unser Ziel bei Dokumentationen ist, eine Geschichte für die Zuschauer zu erzählen. Es ist nicht damit getan, ein Kurzinterview mit einem Künstler zu drehen und zwei, drei Proben mitzuschneiden.
In Dokumentationen stecken viel Arbeit und Vorkenntnisse der Filmregisseure. Don Kent, Bruno Monsaingeon oder Enrique Sánchez Lansch sind gute Beispiele dafür. Andererseits soll keine Fachsimpelei herauskommen, sondern etwas Nachvollziehbares, auch für ein größeres Publikum. Es geht darum, Kunst und Künstler zu respektieren, nicht, sie anzupreisen oder zu vermarkten. Ich denke allerdings, Dokumentationen sollten auch aktuell sein. Oper und Konzert – das ist Musikleben von heute, die Künstler sind Menschen von heute. Wir porträtieren also auch junge Künstler. Nostalgie, zum Beispiel unsere Sendung über Maria Callas, ist schön und wichtig, aber sie braucht ein Gegengewicht. Bei ...
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Ob «L’Enfant et les Sortilèges», Ravels «Fantaisie lyrique» eine Kinderoper ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Nicht zu Unrecht wird heute vermutet, dass Ravel und seine Textdichterin Colette mit ihrem singenden Hausrat und klagenden Getier um einen künstlerischen Ausdruck rangen, der das Grauen des Ersten Weltkriegs ästhetisch fassen konnte. In der...
Hier geht es ums Ganze. «Kunst ist das größte, menschlichste und erhabenste politische Spiel», so steht es auf dem Transparent, das Hans Sachs während des Vorspiels auf der karg ausgestatteten Bühne installiert. Der Spruch wirkt zwar plakativ und pauschal, aber hier, in einer schleichend ausdünnenden Kulturlandschaft, hat er seinen Sinn. Warum sollte man in Halle...
Wanderer, kommst du nach Meiningen und schaust dort im Theater «Elektra» von Strauss, dann ahnst du, was der Mensch anzurichten imstande ist. Voller Blut ist am Ende die Bühne. Alles, was hoffte, glaubte und liebte: hingerafft vom unstillbaren Durst der Rache. Inmitten der Blutorgie Orest, in der Hand das Beil. Wie ein Schrei gegen die Verwüstungen der Welt klingt...