Gruselkabinett

Dukas: Ariane et Barbe-Bleue Straßburg / Opéra National du Rhin

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Kein Wunder, dass Edvard Grieg abwinkte. Das Libretto, das Maurice Maeterlinck 1899 schrieb, um seiner singenden Lebensgefährtin gute Auftrittsmöglichkeiten zu verschaffen, eignet sich kaum für eine Oper. Mythos auf Märchen getürmt; symbolistische Übersteigerung, abgefangen durch krass realistische Raum- und Regievorstellungen; Seelenschau statt Narration; die Titelpartie: endlos; der Rest der Rollen: auf Stichwortgeber(inn)en verkürzt. Trotzdem machte Paul Dukas aus «Ariane et Barbe-Bleue» ein Meisterwerk. Keine Oper im konventionellen Sinn.

Aber ein Stück synästhetischen Musiktheaters, bei dem Farben Klänge werden und Klänge Farben. Olivier Messiaen, Dukas’ prominentester Schüler, hat davon geschwärmt und gelernt. Ein Stück, das auch insofern in die Zukunft weist, als es neben dem Geschlechterkampf die «Bürde Freiheit» (Dukas) thematisiert. Ariane («Zunächst heißt es ungehorsam zu sein: Das ist die erste Pflicht») verlässt Blaubart am Ende, während seine fünf anderen Frauen bei ihm bleiben – die gewohnte, patriarchalische Unterdrückung einer eigenen Existenz vorziehend. Arianes Befreiungsmission verpufft. Kommt sie zu früh? Feministischer Aufruhr war Dukas fremd. Sein Wagemut war ...

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Opernwelt Juni 2015
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Stephan Mösch

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