Fetzig, filigran, ohne Zicken

Strauss: Die Frau ohne Schatten Saarbrücken / Saarländisches Staatstheater

Opernwelt - Logo

Das Strauss-Jahr 2014 beschert der «Frau ohne Schatten» einen regelrechten Boom. Auch kleinere Häuser trauen sich an das komplexe Werk, das eine fähige Besetzung und ein gut disponiertes großes Orchester braucht.

In Saarbrücken dokumentiert der scheidende GMD Toshiyuki Kamioka eindrücklich, warum er sich als Abschiedsproduktion gerade diese Märchenoper gewünscht hat. Der Japaner ist ein Meister blühender Orchesterfarben, mit denen er die Welten der Geister und Menschen beschreibt.

Mit Wucht entfesselt er die Elemente, um dann, wenn er die Geschichten der Figuren erzählt, auf Sensibilität und Finesse umzuschalten.

Das Saarländische Staatsorchester fächert ein breites Ausdrucksspektrum auf, von fetzig bis filigran, es deckt die Stimmen nicht zu, überwältigt dennoch passagenweise auch mit schierer Kraft. Die Instrumentalsoli (Violine und Cello!) berühren, die Tempi sind geschmeidig. Und Saarbrücken spielt die komplette Oper ohne Striche. Die Plastizität und Erzählkraft der Musik kommt umso stärker zur Geltung, als die szenische Deutung Tiefenschärfe vermissen lässt. Der Regisseur und Bühnenbildner Dominik Neuner hat ein graues Einheitsambiente geschaffen, mit einem angedeuteten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2014
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Dieter Lintz

Weitere Beiträge
Postmoderner Mythensud

Einen «Bad Boy of Music» nannte sich George Antheil in seinen 1945 erschienenen Memoiren, und in der Tat mischte er in den 1920er-Jahren als Skandalkomponist die Avantgarde diesseits und jenseits des Atlantiks ganz schön auf. Nach seiner Übersiedlung in die USA verblasste allerdings sein diesbezüglicher Ruhm: Antheil verdiente seinen Lebensunterhalt vornehmlich als...

Drei Farben Rot

The romantic hero», wahrlich ein genialer Titel für ein Album, auf dem ausschließlich französische Arien versammelt sind! Frère Jac­ques, dormez-vous? Manchmal, liebe Sony-Manager, soll es ja helfen, einen Moment lang nachzudenken – dann wäre vielleicht auch der Fehlgriff mit dem Dirigenten nicht passiert. Am Pult des RAI-Orchesters neigt Evelino Pidò dazu, die...

Krieg in Wolkenkuckucksheim

Die Wiederentdeckung des Opernschaffens von Walter Braunfels hat mit der begeisternden Inszenierung seines Hauptwerks «Die Vögel» in Osnabrück gegenüber den vorausgegangenen Stationen seit der posthumen Uraufführung seiner «Jeanne d’Arc» in Berlin (siehe OW 8/2008) einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Regisseurin Yona Kim und der junge Osnabrücker GMD Andreas Hotz...