Die Sterne auf die Erde holen

Der Gropius-Bau in Berlin zeigt mit „Circles of Light“ bis zum 21. Juli die bisher umfassendste Präsentation des Werks von Nancy Holt (1938–2014) in Deutschland. Sie setzte sich in ihren Arbeiten mit wesentlichen Fragen zu Natur, Ökologie und der visuellen Wahrnehmung unserer Umwelt auseinander. Über fünf Jahrzehnte schuf sie ein Werk aus Poesie, Fotografie, Film, Video und Land Art – und experimentierte mit Sound, Bild und häufig runden Objekten

Bühnentechnische Rundschau - Logo

 

Der Lichthof des Martin-Gropius-Baus in Berlin ist immer wieder ein Ereignis, vor allem, wenn Ausstellungen und Installationen seine Architektur, prachtvollen Ornamente und Details freigeben, die dieses Gebäude so einzigartig machen.

In der aktuellen von Clara Meister und Lisa Le Feuvre kuratierten Schau „Nancy Holt – Circles of Light“ haben die Besucher:innen nun die Gelegenheit, dort eine ausgedehnte und filigrane Installation zu erleben, die auf besondere Weise in diesem Raum wirkt: das Werk „Electrical System“ (1982), das in dieser Größe noch nie präsentiert wurde. Die Installation ist eine große Struktur, die nur aus Metallstangen und Leuchtmitteln besteht, in der Holt eine Energieinfrastruktur sichtbar machen, sie aus ihrer Alltäglichkeit holen und „ihre Organe offen legen“ wollte: „Im Laufe der Jahre sind diese technischen Systeme für unser tägliches Leben unentbehrlich geworden, doch sie werden meist hinter Mauern oder unter der Erde versteckt und in den Bereich des Unbewussten verbannt. Es fällt schwer, sich einzugestehen, dass wir fast völlig von ihnen abhängig sind“, so die Künstlerin. „Electrical System“ im Gropius-Bau erlaubt, sich durch diese Landschaft aus kühl-metallischen Strukturen, die zugleich warm leuchten, zu bewegen. In seiner Farbgebung und Symmetrie nimmt das Werk Details der Raumarchitektur des Lichthofs auf. Gewissermaßen eine Fortsetzung dieser Arbeit findet sich in einem der Ausstellungsräume im Erdgeschoss mit „Electrical Lighting for Reading Room“ (1985), ein funktionales Kunstwerk, das zum Verweilen einlädt und zwei Videoporträts zum Thema Licht zeigt. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent der Bühnentechnischen Rundschau? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Bühnentechnische-Rundschau-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Bühnentechnische Rundschau

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

BTR 3 2024
Rubrik: Ausstellungen und Messen, Seite 70
von Iris Abel

Weitere Beiträge
Die große Freiheit

Das Foyer des Mecklenburgischen Staatstheaters und die Gänge zum Saal sind in gedämpftes Rot getaucht, „Nonnen“ ermuntern das hereinströmende Publikum, vor der Vorstellung noch schnell eine Beichte abzulegen. Abgewendet in einer Ecke steht eine „Schwester“ und spielt auf einem Theremin schaurige Klänge. Das stimmt perfekt ein auf „Sancta“, die erste...

Für Fairness und Innovation

Theater ist eine kollektive Kunstform; im selbstbestimmten, nicht hierarchischen Zusammenwirken von Künstlern mit verschiedenen Talenten entsteht im besten Falle etwas, was keiner von ihnen allein oder in anderer Konstellation hätte machen können. Gerade in diesem Modell von Zusammenarbeit liegt meiner Ansicht nach die große, zukunftsweisende Potenz von...

Von Folien und Projektoren

Projektion und Projektionstechniken nehmen in dem täglichen Opern- und Schauspielhäusern Deutschlands, Europas und der Welt einen immer größeren Raum ein. Die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten, kombiniert mit der Kreativität von Regisseur:innen, Bühnenbildner:innen, Lichtdesignern:innen u. v. m. auf und hinter den Bühnen und der rasant fortschreitenden...