nürnberg: goyo montero «latent»
Noch ist der «Mann» mit sich allein. Er dreht und wendet sich. Taucht ein in Shakespeares Sprache, die nur in Splittern erkennbar wird und deshalb etwas Albtraumhaftes hat. Eine fixe Idee. Er kommt von ihr nicht mehr frei, und irgendwann konkretisiert sich seine psychische Projektion auch in einer leibhaftigen Gestalt: die Frau im dunklen Anzug, verkörpert von Sayaka Kado.
Der Ausgangspunkt für «Latent» ist, man merkt das an der Personenkonstellation, durch die Musik – Hector Berlioz‘ «Symphonie fantastique» − vorgegeben: Spiegel der Obsession des Komponisten für Harriet Smithson, eine der Shakespeare-Interpretinnen ihrer Zeit. Uwe Scholz hat diese Besessenheit einst in seiner «Symphonie fantastique» thematisiert, ein «Meisterstück», wie Nürnbergs Ballettdirektor Goyo Montero im Programmheft sagt – ihm unvergessen, weil es eins der ersten Werke gewesen ist, die ihn als Tänzer gefordert haben. Seither «lebt» er mit dieser Musik und dem Gedanken, dazu etwas zu choreografieren. Nicht zuletzt um von dieser Idée fixe loszukommen, legt er sie seinem ersten sinfonischen Ballett zugrunde und macht sie zugleich zu einem Seismografen, dessen Bewegungen er auf seine Weise nachgezeichnet hat.
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Tanz März 2016
Rubrik: Kalender, Seite 44
von Hartmut Regitz
Zürich hat einen neuen «Schwanensee». Und der ist der alte. Alexei Ratmansky hat anhand der Stepanov-Notationen die Fassung von Marius Petipa und Lew Iwanow aus dem Jahr 1895 zu rekonstruieren versucht. Eine immense Arbeit, für die nicht nur das Ballett Zürich und das Junior Ballett Schwäne stellen, sondern auch die Tanzakademie Zürich (tanz 2/16) und die...
Eine Frau also fürs Diven-Ensemble. Außerdem eine, die mit schönem, offen getragenem Langhaar aussieht, als wäre sie selbst langjährige Bausch-Primadonna. Allerdings: Mit ihrem energischen Sportsgeist und pragmatischen Humor hätte sie wohl auf der Bühne der schmerz-herz-schnurrigen Tanztheater-Damen gelegentlich die fußaufstampfende Anti-Larmoyanzlerin abgegeben....
Auf den Boden der Tatsachen zurückkehren! Das sagt man, um Luftschlössern den Stöpsel zu ziehen. Im Tanz ist der Boden selber Tatsache, er wird auch für Choreografien immer mal wieder gelüpft, gerollt, geflutet. Dieser hier beißt ins Auge: Muster mit Schnörkeln, ein Kachelimitat aus Kunststoff von der Rolle aus dem Baumarkt. Doch der Tanz beschäftigt die...
