Weltbürger

Wurzeln von Israel bis Indien, Berlin bis Wien: Barak Marshall, der neue Hauschoreograf bei Gauthier Dance in Stuttgart, hat reichlich Kulturen im Gepäck. Mit ihm gesprochen hat Angela Reinhardt

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«In Amerika fühle ich mich sehr israelisch. Und in Israel fühle ich mich sehr amerikanisch», sagt der Mann mit dem schwarzen Lockenkopf. Derzeit überlegt er ernsthaft, ob er Deutscher werden will; zu stark schmerzt, was derzeit in seinen beiden Heimatländern passiert. In Deutschland war Barak Marshall bisher fast nur durch Gastspiele seiner eigenen Kompanie oder von Les Ballets Jazz de Montréal bekannt, beides lange her. Eric Gauthier holte ihn 2019 zum ersten Mal nach Stuttgart, und im Oktober kreierte er in Oldenburg «Bontsche Schwayg».

Seit dieser Spielzeit nun ist Marshall der neue Hauschoreograf bei Gauthier Dance im Stuttgarter Theaterhaus und folgt damit einer illustren Reihe von Marco Goecke bis Hofesh Shechter.

Mehr Weltbürger geht kaum, der Choreograf aus Los Angeles hat Wurzeln auf mehreren Kontinenten: Seine Mutter ist die berühmte israelische Tänzerin Margalit Oved, geboren in Aden ins Volk der jemenitischen Juden. Sie spricht Hebräisch und Arabisch, ging auf eine katholische Schule und hat indische Vorfahren. Die jüdische Familie seines amerikanischen Vaters, so hat Marshall herausgefunden, kam im 19. Jahrhundert aus Berlin, mit Wurzeln bis Wien und in die Ukraine. ...

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Tanz Januar 2025
Rubrik: Menschen, Seite 30
von Angela Reinhardt

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