Über Grenzen

Interessante Begegnungen zwischen Tanz und Film auf der «Berlinale»

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Es ist eine echte Liebesaffäre zwischen Nicolas Canniccionis Kamera und den Körpern der sechs Tänzerinnen in «Pidikwe», einem kurzen Tanzfilm von Caroline Monnet, der international unter dem Namen «Rumble» vermarktet wird. Zuerst tanzt das Licht nur um die Gesichter: Man sieht Federn und Spitzen zittern, Perlen und Pelz, während Hände behutsam Köpfe umkreisen. Dann erst kommen die Körper ins Bild.

Wie in den prächtigen Kostümen begegnen sich in den vibrierenden Bewegungen des von Clara Furey choreografierten Tanzes Zeiten und Kulturen, rituell anmutende Gesten mischen sich mit Revue- und Charleston-Elementen, Perlenketten und Fransen fliegen in den Drehungen, Füße hüpfen in Absatzschuhen, Rocksäume wippen um rasant bewegte Beine. Etwas vom Glanz der 1920er schimmert auf, aber auch von der Exotisierung indigener Kulturen in der Unterhaltungsbranche. Und auch Selbstermächtigung und Befreiung liegen in dem Spiel mit den gemischten Codes der Kulturen.

Umkehr der Aneignung
Die kanadische Regisseurin Monnet ist auch bildende Künstlerin und hat sich schon in Videoinstallationen mit den beiden Seiten ihrer Herkunft beschäftigt, mit kanadischen Algonkin und französischen Einwanderern. Auf ...

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Tanz April 2025
Rubrik: Produktionen, Seite 10
von Katrin Bettina Müller

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