Reija Wäre «Édith Piaf – La vie en rose»
Eine Frau im siebten Himmel? Sie öffnet eine schneeweiße Flügeltür – et voilà … Ein Meer roter Rosen ergießt sich auf die Bühne des Opernhauses von Helsinki. So in etwa muss einst auch der schwerreiche Playboy Gunter Sachs das Anwesen der Filmgöttin Brigitte Bardot bei Saint-Tropez vom Helikopter aus unter Blüten begraben haben – tempi passati. Sachs ist tot, die Bardot nach politrechts gedriftet und ihre Namen werden der Gen Z so wenig sagen wie der von Édith Piaf, der großen Chanson-Sängerin, auch «Spatz von Paris» genannt.
Die Choreografin Reija Wäre, die Komponistin Jukka Nykänen und das hervorragend disponierte Nationalballett Finnlands zeichnen ihr Leben nach, mit Gefühl, Geschmack und Gespür für richtiges Timing. Was das Ende des ersten Akts auf die Rosen-Welle bettet, die Nykänen mit der Piaf’schen Liebesmelodie schlechthin orchestriert: «Quand il me prend dans ses bras, qu'il me parle tout bas, je vois la vie en rose …». Wobei es in Wahrheit genau umgekehrt war: Piaf überschüttete Marcel Cerdan, die Liebe ihres Lebens, nach einem Sieg im Boxring mit fünfhundert roten Rosen.
Was darauf hindeutet, dass die zweiaktige Uraufführung ordentlich hätte danebengehen können: zu ...
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Tanz Mai 2025
Rubrik: Kalender, Seite 46
von Dorion Weickmann
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