Parkett International: Frankreich II
In so mancher Produktion tragen Tänzer heute Kostüme, die aus dem 3D-Drucker kommen. Schon in wenigen Jahren dürften sie sich von ebenso künstlich hergestelltem Fleisch ernähren und Räume bespielen, in denen die Unterschiede zwischen Realität und Virtualität kaum noch erkennbar sind. Doch wie schaffen reale Körper den Übergang in die virtuelle Realität? Kann künstliche Intelligenz am Ende sogar choreografieren? Die Herausforderungen an den Tanz sind enorm, will er nicht den Anschluss verlieren. Im 20.
Jahrhundert waren die Cunninghams, Bauschs und Forsythes der gesellschaftlichen Entwicklung noch voraus und wurden ausgebuht, bevor sie triumphierten. Ihre Visionen brauchten Zeit, um sich durchzusetzen.
Heute hat der Tanz keine Zeit zu verlieren. Wir brauchen schnellstens neue Ansätze, damit Tanz sich in der irrealen Realität zurechtfinden kann. Ein solches Modell startete im vergangenen Herbst auf europäischer Ebene. «Dansathon» heißt die Initiative, in Anlehnung an das Modell des Hackathon, dem Speed-Dating von Digital Creatives, das neue Entwicklungen anstoßen soll. Der «Dansathon» entstand dank Förderung durch die Kulturstiftung der Pariser Bank BNP Paribas und ist ein Joint ...
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Tanz Jahrbuch 2019
Rubrik: Parkett International, Seite 142
von Thomas Hahn
Spätestens seit der Ära der Ballets russes saugt der Bühnentanz neue Einflüsse auf und revitalisiert sich dadurch selbst. Waren es erst die emotionale Tiefenbohrung des Ausdruckstanzes, dann Spielarten modernen und zeitgenössischen Tanzes, die durch -ihre größere Freiheit im Umgang mit dem Körper auch den Bühnentanz in ein erweitertes Aussagespektrum drängten, so...
Vor einer Premiere oder Vorstellung habe ich Bilder im Kopf, Gefühle, Sehnsüchte und den Anspruch, meine Arbeit so gut zu machen, wie ich kann – nicht mehr, nicht weniger. Für einen Talisman ist da kein Platz.
Auch bestimmte Rituale gibt es in diesem Moment nicht. Die Vorstellung ist für mich ein Ritual, das mich mit Menschen verbindet, die ich größtenteils nicht...
Nackte Körper auf der Bühne, der Konvention der Kleidung entledigt: Was erzählen die bloßen Leiber? Sind sie, was seit Norbert Elias‘ 1939 erschienener Studie «Über den Prozess der Zivilisation» zu bezweifeln wäre, überhaupt «bloß»? Oder tragen sie nicht immer gesellschaftliche Markierungen und Bedeutungen mit sich, unterliegen so oder so Normen, Regeln und Tabus?...
