Parkett International: Frankreich I
In Paris war es eine gute Spielzeit für Liebhaber von Tschaikowskys «Schwanensee», für die Fans, die sich nicht sattsehen können an diesem choreografischen und musikalischen Monument und darauf brennen, die psychoanalytisch verankerte Nurejew-Fassung von 1984 immer wieder auf ihre Schlüssigkeit hin abzuklopfen. Der damalige Ballettchef schuf ein höllisches Quartett aus zwei Zwillingspaaren: Odette und Odile, der weiße und der schwarze Schwan, gehören ebenso zusammen wie Siegfrieds Erzieher Wolfgang und der Zauberer Rotbart – die vom gleichen Tänzer getanzt werden.
Was den Darstellern natürlich enorm viel abverlangt, müssen sie doch von einer Sekunde zur nächsten in eine andere Haut schlüpfen. Das Labyrinth aus personellen Dopplungen und Spiegelungen treibt Siegfried -schier in den Irrsinn – ein Szenario, das tatsächlich immer noch makellos funktioniert. Genauso makellos haben sich auf dem tanztechnischen Hindernismarathon der Aufführung auch die Künste der Étoile-Tänzer Germain Louvet und Eleonora Abbagnato sowie des Solisten François Alu entfaltet.
Als Offenbarung entpuppte sich der deutsche Choreograf Marco Goecke (46), der zum ersten Mal überhaupt von der Opéra eingeladen ...
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Tanz Jahrbuch 2019
Rubrik: Parkett International, Seite 140
von Rosita Boisseau
Vor einer Premiere oder Vorstellung habe ich Bilder im Kopf, Gefühle, Sehnsüchte und den Anspruch, meine Arbeit so gut zu machen, wie ich kann – nicht mehr, nicht weniger. Für einen Talisman ist da kein Platz.
Auch bestimmte Rituale gibt es in diesem Moment nicht. Die Vorstellung ist für mich ein Ritual, das mich mit Menschen verbindet, die ich größtenteils nicht...
Im stillen Teich, und das ist die italienische Tanzlandschaft, war der einzige Stein, der das Wasser kurz in Wallung brachte, die Vergabe des «Goldenen Löwen» auf der Biennale von Venedig für die Lebensleistung des 43-jährigen Choreografen Alessandro Sciarroni. Der Italiener darf sich somit einreihen in die illustre Liste von Preisträgern, auf der Merce Cunningham...
Ein Hoffnungsträger? Sicher nicht, wenn man sich die bedeutenden Personalentscheidungen anschaut, die Berlins Kultursenator Klaus Lederer in den bald zwei Jahren seiner Amtszeit getroffen hat. Nur bei der von #MeToo-Vorwürfen erschütterten Gedenkstätte für die Stasi-Opfer in Hohenschönhausen samt dem ungeliebten, zumindest umstrittenen Leiter Hubertus Knabe hat der...
