Olaf Schmidt «Gefährliche Liebschaften»
Wenn Menschen wie Schachfiguren auf einem Spielfeld herumgeschoben werden, dann ist das nicht die originellste Metapher für Manipulation. Aber sie funktioniert, und mit ein paar Bewegungen sind Persönlichkeiten entworfen, wenn Olaf Schmidt zum Einstieg in seine Ballettversion von Choderlos de Laclos’ Briefroman «Gefährliche Liebschaften» ein Spielbrett aufbaut. Merteuil und Valmont arrangieren da also ihre nackten Mitmenschen, stiften Nähe beim einen Paar, trennen das andere und freuen sich daran, was so passiert.
Aber Vorsicht: Die Figuren mögen nackt und verletzlich sein, ausschließlich passiv sind sie nicht. Zwischen Bauern (und Bäuerinnen) findet sich von Zeit zu Zeit auch ein Springer, und aus dem Tableau vivant löst sich dann tänzerisch ein Sprung, hübsch beiläufig, aber ein Hinweis darauf, dass das böse Spiel womöglich nicht nur im Interesse der beiden Hauptprotagonist*innen liegt.
Solch feine Details sorgen dafür, dass Schmidts «Gefährliche Liebschaften» am Theater Lüneburg einen eigenen Ton haben, auch wenn die Narration verhältnismäßig nah an der Vorlage bleibt. Merteuil und Valmont vertreiben sich ihren Ennui damit, andere ins Liebesunglück zu stürzen, am Ende ist ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz März 2025
Rubrik: Kalender, Seite 35
von Falk Schreiber
Es dauert bloß vier Minuten, doch die Amerikanerin Sophia Bielik und der Rumäne Darius-Oriol Tamosi – beide tanzen seit Beginn dieser Spielzeit in der Juniorkompanie von Het Nationale Ballet in Amsterdam – sorgen dafür, dass es ein Highlight wird. Die Rede ist vom Duett «Embers» (2013), choreografiert vom Künstlerischen Leiter der Juniorkompanie, Ernst Meisner, auf...
«Wer von Euch hat eine Sri Lankerin?», fragt Venuri Perera. «Wer hat eine Philippina?», setzt Eisa Jocson nach. Neugierig lassen sie ihre Blicke durch das Publikum streifen, das starrt erschrocken zurück, bestand es doch bislang aus geschützten Beobachter*innen. Und konnte in aller Ruhe den beiden Tänzerinnen zuschauen, wie sie, in schwarzen Fracks und...
Wenn die Gegenwart schwer zu ertragen ist und die Zukunft dunkel scheint, zieht Inbal Pinto eine rosarote Brille an. Das sagt sie im Programmheft zu «Salty Pink», kreiert mit dem Tanzensemble des Luzerner Theaters. Und gleicht damit all jenen Menschen, die sich, oft auch wider besseres Wissen, dem Schwarzsehen verweigern – um Gutes zu schaffen. In Zeiten wie den...
