Märchen, Mythen, Tanz
gehören buchstäblich seit Urzeiten zusammen. Steinzeitliche Rituale, mittelalterliche Fabeln, Fantasiegespinste – all das findet sich im Inventar des Balletts. Virtuose Interpret*innen träumen selbst am Rand aufreibender Proben weiter. München, Platzl 7, Sitz des Bayerischen Staatsballetts – in der ersten Etage proben Ksenia Shevtsova und Julian MacKay den Pas de deux, 2. Akt, aus «La Sylphide», romantische Repertoire-Ikone schlechthin. Die Besucherin nimmt neben Ballettmeisterin Judith Turos Platz und taucht ins Geschehen ein.
Beobachtet, wie die Erste Solistin die Arme des Kollegen in eine korrekte Croisé devant-Pose dirigiert, mit nichts als einem winzigen Schnips; wie er die Mehrfach-Pirouette so lange wiederholt, bis sie perfekt auf dem linken Knie landet; wie beide einem Ideal folgen, das Perfektion mit unwiderstehlicher Allüre paart.
Wenn Ksenia Shevtsova kurz pausiert, und seien es nur zwanzig Sekunden, schickt sie ihren Blick auf die Traumreise – aus dem Fenster hinaus, hinauf in den Himmel oder hinunter zum belebten Platzl. Einsatz? Blitzschnell schaltet die Ballerina um und legt Sprünge, Drehungen, Spitzenarbeit auf den Schwingboden, die schon beim Betrachten zu ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz Juli 2025
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Dorion Weickmann
Was kann ein Programmheft? Wem dient es, und welche Rolle kommt ihm außerhalb des Theaters zu? Ein Programmheft kann zur Vorstellung gehören, es muss aber nicht. Es ist eine Art Rahmen, der von manchen gar nicht wahrgenommen wird. Es ist ein Buch, das als graue Literatur aber nur äußerst selten im Buchladen ausliegt. Und dennoch prägt es die Hervorbringung eines...
Unter Nacho Duatos Direktion gehörte die Compañía Nacional de Danza (CND) zwei Jahrzehnte lang zu den Topkompanien der europäischen Ballettavantgarde. Nach dem Eklat seiner Kündigung 2010 schlug das Ensemble auf Wunsch der spanischen Kulturpolitik einen konzilianteren Weg ein und nahm auch die alte Klassik wieder ins Programm. Aber Gott bewahre, dass sich die...
Choreografisches Genie gehört zum Seltensten auf Erden. Es ist unersetzbar. George Balanchine (1904 – 1983) hat beim New York City Ballet eine Lücke hinterlassen, die auch nach vier Jahrzehnten nicht gefüllt erscheint. Der Tod seines russischen Antipoden, Yury Nikolayevich Grigorovich (1927 – 2025), wird noch schlimmere Folgen haben. Seit Valery Gergiev nicht nur...
