Hoffnungsträger: Ginevra Panzetti und Enrico Ticconi
Ihre jüngste Arbeit «Harleking» ist ein endloser Kreislauf, bestückt mit sehr präzisen Gesten und Einfällen, die mal sitzend, mal stehend sich zueinander fügen und den Zuschauer erst fragend und dann staunend zurücklassen. Ginevra Panzetti und Enrico Ticconi, gebürtige Römer beide, nutzen die Kraft des Minimalismus bei gleichzeitig barockem Überfluss der Bewegungen.
Wie ein aufgezogenes Uhrwerk rattert ihr sehenswertes Parallelspiel, das gerade in minimalen Variationen seine größte Kraft entwickelt und auch vor klug gesetzten drastischen Bildern nicht zurückschreckt, wenn etwa eine Führerpose genial dekonstruiert wird. Harlekin schlägt King.
Das italienische Duo lebt in Berlin und Turin. Sie kennen sich bereits aus Schulzeiten, haben beide an der Akademie der Schönen Künste in Rom ihren Abschluss gemacht und danach bei Claudia -Castellucci an der STOA – Schule für rhythmische Bewegung und -Philosophie weiter studiert, bevor sie ihre Ausbildung in Berlin -(Ticconi am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz) und Leipzig (Panzetti an der Hochschule für Grafik- und Buchkunst) abschlossen. So kombinieren sie kulturgeschichtliche Phänomene wie etwa die Groteske der Renaissance mit ...
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Tanz Jahrbuch 2019
Rubrik: Hoffnungsträger, Seite 172
von Torben Ibs
Anne Teresa De Keersmaeker, Sie haben unlängst in einem Vortrag am Pariser Collège de France Erstaunliches über ihr Verhältnis zur Musik preisgegeben. Sie sagten: «Die Musik war mein erster Partner, ja sogar mein erster Meister.» Ferner betonten Sie, dass Sie nicht nur in einen Dialog mit der Musik treten, «da es sich schließlich um eine Liebesgeschichte handelt»....
Ich habe tatsächlich ein kleines Ritual vor Auftritten, die mir in kürzester Zeit viel Kraft und künstlerische Aussage abverlangen. Ich murmele dann kurz vor dem Auftritt den Vers: «An schaurigen Riffen zerschellt der purpurne Leib» – aus dem Gedicht «Klage» von Georg Trakl. Obwohl dieser Vers eher düster und verzweifelt klingt, kommt er mir wie ein Schlachtruf vor...
Spätestens seit der Ära der Ballets russes saugt der Bühnentanz neue Einflüsse auf und revitalisiert sich dadurch selbst. Waren es erst die emotionale Tiefenbohrung des Ausdruckstanzes, dann Spielarten modernen und zeitgenössischen Tanzes, die durch -ihre größere Freiheit im Umgang mit dem Körper auch den Bühnentanz in ein erweitertes Aussagespektrum drängten, so...
