Hoffnungsträger: Fatoumaka Bagayoko

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Die junge Frau aus Mali wirkt schüchtern und bescheiden, aber sie muss sprechen, das Tabu zerbrechen, und dafür nimmt sie alle Kraft zusammen. Ihr Tanz ist ein stiller Aufschrei, der dem Publikum die Kehle zuschnürt, Gestik und Schrittfolge sind weich, fast zögerlich und trotzdem intensiv. Ein weißes Laken mit großem Blutfleck und ihren Körper – mehr braucht Fatoumata Bagayoko nicht, um eine ganze Welt zu erschaffen. Schrecklich ist diese Welt, empörend und -demütigend: Es ist die Welt der Genitalverstümmelung, der auch heute noch Millionen Mädchen in Afrika ausgesetzt sind.

 

Die Tänzerin spricht zu den Ahnen auf Bambera. Sie lobt ihre Weisheit, ihre Kraft der Vermittlung und erkennt ihre Autorität an. «Aber wie das Sprichwort sagt, man kann weise sein, ohne alles zu wissen», so klagt sie den Mangel an Empathie und Menschlichkeit an, der dafür verantwortlich ist, dass Mädchen in der «Nacht des Blutes» beschnitten werden und lernen sollen, sich ihrem Mann zu unterwerfen. Fatoumaka Bagayako zeigt die Angst, die Scham und den Schmerz in knappen, eindringlichen Bildern, wenn sie sich in das Laken verkriecht wie in ein Versteck. Ihre Bühnenpräsenz ist enorm, und dass sie selbst ...

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Tanz Jahrbuch 2019
Rubrik: Hoffnungsträger, Seite 166
von Renate Klett

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