Geisterbeschwörung
Der altbekannte Ballsaal ist wieder da. Ein bisschen runtergekommen wirkt dieses Bühnenbild, ein bisschen spießig, ein bisschen heimelig, man glaubt, kalten Rauch zu riechen, abgestandenen Schweiß, Staub vielleicht. Der Ballsaal also sieht so aus, wie ihn Rolf Borzik 1978 ins Wuppertaler Opernhaus gebaut hat, für die Premiere von Pina Bauschs «Kontakthof». Obwohl, Moment: Etwas ist anders bei der Aufführungsserie vergangenen November am Ort der Uraufführung. Alles wirkt, als ob leichter Nebel durch den Saal ziehen würde.
Ein Schleier liegt über dem Bühnenbild, ein Schleier, der sich als echter Schleier entpuppt: Ein durchscheinender Gazevorhang wurde zwischen Bühne und Zuschauerraum gespannt, und dieser Vorhang verwandelt sich durch Ryan Joseph Staffords ausgeklügelte Lichtregie in eine Leinwand, auf die Videoaufnahmen aus der ursprünglichen, 46 Jahre alten Aufführung projiziert werden.
Gewaltbeziehungen
«Kontakthof» war ein früher Höhepunkt in Bauschs Wuppertaler Karriere: ein Stück, das den Tanz ernst nahm als Annäherung verschiedener Körper, unsicher, grob, sehnsuchtsvoll. Und gleichzeitig auch ein Stück, das die Geschlechterverhältnisse als Gewaltbeziehungen auf schmerzhafte ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
- Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Tanz Mai 2025
Rubrik: Traditionen, Seite 58
von Falk Schreiber
Neun Jahre sind eine ziemlich lange Zeit, zwölf Tänzer*innen keine kleine Aufgabe und eine Interimsspielstätte sowieso die ultimative Challenge. Ivan Alboresi scheint in Nordhausen am Südrand des Harzes alles hervorragend hinzukriegen: einerseits nach einem knappen Jahrzehnt als Ballettdirektor mit ungebrochen originellen Ideen aufzuwarten, andererseits das...
Screening
CHRISTOPHER WHEELDON
Christopher Wheeldon versteht sich nicht nur auf Shakespeare & Co, sondern auch auf die leichte Muse. Deren weltweiter Hotspot natürlich New Yorks Broadway ist, wobei auch das West End in London U-Hits in Serie produziert. In beiden Städten ist der Choreograf zuhause, demnach ist es nur folgerichtig, dass das Royal Ballet (als dessen...
NRW
TANZ NRW
Dezentrale Festivals sind so eine Sache. Einerseits stellt sich wenig Festivalstimmung ein, wenn man jeden Tag in einer anderen Stadt ist, andererseits wird so nicht nur künstlerische, sondern auch geografische Vielfalt abgebildet. Und beides ist zwischen Bonn und Münster, zwischen Wuppertal und Krefeld natürlich beeindruckend, was sich vom 8. bis zum...
