Florentina Holzinger «A Year without Summer»
1816 gilt als «Jahr ohne Sommer»: Ein Vulkanausbruch in Indonesien hatte große Mengen Asche in die Atmosphäre geschleudert, was erst zu Unwettern und dann zu Missernten, Hungersnöten und Seuchen in Westeuropa und Nordamerika führte. Die englische Autorin Mary Shelley urlaubte damals mit Freund*innen am Genfer See, und weil die Gruppe wegen des Wetters das Haus nicht verlassen konnte, vertrieb man sich die Zeit mit Schauergeschichten, aus denen Shelleys Roman «Frankenstein» entstand.
Und der bildet die Basis für Florentina Holzingers jüngsten Abend, uraufgeführt an der Berliner Volksbühne: eine Erzählung von menschlicher Hybris, von der Erschaffung eines künstlichen Wesens, das sich als Monster entpuppt.
Wie immer erzählt Holzinger nicht chronologisch, sondern umkreist das Monströse in Schleifen. Es gibt eine etwas läppische Sigmund-Freud-Parodie, bei der der Begründer der Psychoanalyse tief in eine Vagina dendata kriecht, es gibt einen geschmacklich grenzwertigen Wettstreit in rassistischer Argumentation, kurz vor Schluss geht es hinab in die Abgründe der Pflegegesellschaft (und schließlich auch wieder hinauf in eine durchaus herzerwärmende Solidarität). Das alles mit den Mitteln, ...
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Tanz Juli 2025
Rubrik: Kalender, Seite 40
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