F. Nappa, E. Leriche, L. Timulak «Interactions»
1993 beschrieb Hans Magnus Enzensberger im Essay «Aussichten auf den Bürgerkrieg» das Bahnabteil als gesellschaftlichen Mikrokosmos: Zunehmend panisch reagieren die Reisenden, wenn jemand Neues zusteigt, wichtig ist, dass nicht zu viele kommen und vor allem, wer da kommt.
Und zumindest das Modell des Abteils als Gesellschaft im Kleinen hat Emilie Leriche für «The LongLong-NeverEnding» übernommen, dem Mittelstück der Triple Bill «Interactions» am Theater Hagen: Gezeigt werden Reisende in einem altertümlich anmutenden Waggon, zunächst alleine, später bilden sich Paare, dann Gruppen, eine findet Anschluss, einer wird ausgeschlossen. Leriche beschreibt das mit Gespür für langsam aufgebaute Szenen, ihre Bilder haben etwas vom erzählenden Tanz, den man von Gruppen wie Peeping Tom kennt, allerdings ohne deren Schärfe zu erreichen. Vorherrschende Stimmung ist die halbverdunkelte Melancholie, das macht «The LongLongNeverEnding» ein wenig vorhersehbar, aber: Als Beitrag zum Interaktionen-Thema ist die rund halbstündige Choreografie stimmig, indem sie den Blick auf die internen Mikrobeziehungen zwischen zufällig zusammengewürfelten Gemeinschaften lenkt.
Zuvor zeigte Francesco Nappa, noch bis ...
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Tanz Januar 2025
Rubrik: Kalender, Seite 39
von Falk Schreiber
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