Editorial tanz 10/25

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John Updike, der US-amerikanische Schriftsteller, sagte einmal, dass zu jedem Zeitpunkt in der Geschichte eine alte Welt vergehe und eine neue im Entstehen begriffen sei. Unser Blick sei geschärfter für das Vergehende als für das Entstehende, da eben die alte Welt diejenige sei, die wir kennen. Wir leben nun schon eine ganze Weile in «unausdenklichen» Zeiten, in denen neben Kriegen und Kriegsverbrechen, politischer Gewalt, der Verletzung von Freiheits- und Menschenrechten sowie wachsender Selbstzensur neue autokratische Regime zunehmend an Macht gewinnen.

Sie scheinen sich von denen der Vergangenheit dahingehend zu unterscheiden, dass sie versuchen, eine demokratische Fassade zu wahren. Ihnen allen gemein ist der Wunsch, Kontrolle über die Kultur auszuüben und deren Narrative als Waffe einzusetzen.

Im Februar dieses Jahres hat Donald Trump die Vorstandsmitglieder des John F. Kennedy Center for the Performing Arts in Washington, D.C. ausgetauscht, die er als zu «woke» erachtete. Der neue, regierungstreue Vorstand dankte es dem Präsidenten, indem er diesen kurzerhand zu seinem Vorsitzenden wählte. Es dauerte nicht lange, bis republikanische Stimmen die Umbenennung der Institution in ...

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Tanz Oktober 2025
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Plamen Harmandjiev

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