Body-Shopping
Jubelrufe, Standing Ovations. Die Sydney Dance Company feiert -einen Triumph. Was für Tänzerinnen und Tänzer! Sämtlich stark in ihrer Präsenz, athletisch, beweglich, musikalisch, diszipliniert und wohltrainiert. Siebzehn in Körpergröße und -modellierung ganz unterschiedliche Typen geben im Wallen der Theaternebel, auf den Wogen der mächtigen Musik und im Bad des dramatischen Lichts eindrucksvolle Erscheinungen ab. Ihre Namen – etwa Chloe Leong, Davide Di Giovanni, Dimitri Kleioris oder Emily Seymour – deuten auf unterschiedliche Herkünfte hin.
Rafael Bonachela, der Choreograf ihres Stücks «ab [intra]», ist in Barcelona geboren. Dazu passend gibt der schnittige Baukörper des Festspielhauses in der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten mit seiner großzügigen Bühne einen weltläufigen Raum ab. Das Stück selbst verkörpert den Kern des europäisch-amerikanischen Bühnentanzes, wie er sich aus der Weiterentwicklung des Balletts dank Fusion mit Merce Cunninghams Moderne gebildet hat. Es ist ein solides, aus dem Selbstbewusstsein einer kulturellen Globalisierung geborenes Kulturprodukt.
Universelle Körper
Einerseits wirken die Gestalten der Tänzer in ihrer Individualität so ...
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Tanz Jahrbuch 2019
Rubrik: Body-Shopping, Seite 72
von Helmut Ploebst
Die erstaunlichste Premiere der vergangenen Saison war «The Winter‘s Tale» von Christopher Wheeldon und Joby Talbot am Moskauer Bolschoi: Die am Royal Ballet London 2014 uraufgeführte Produktion hat zwar den Original-Aufbau und die Erzähl-linien beibehalten. Aber zugleich wurden Dutzende von Veränderungen – von szenischen Akzenten bis hin zur musikalischen...
Der Kleider- und Mode-Fetischismus der Gegenwart, er wurzelt nicht zuletzt: im Mittelalter. Damals wurde die Pracht von Gewändern ein Medium der Repräsentation für geistliche und weltliche Eliten – was sich an Gemälden nachvollziehen lässt. Denn im 15. Jahrhundert erlangte die Malerei die Fähigkeit, die textile Stofflichkeit im Malraum zu vergegenwärtigen. Das...
Merce Cunningham hat das Gesicht des modernen Tanzes nachhaltig verändert. Zwar löste sich seine Company 2011, zwei Jahre nach seinem Tod, auf; der Merce Cunningham Trust dagegen organisierte in diesem Jahr tatkräftig zahlreiche Veranstaltungen zum 100. Geburtstag seines Namenspatrons. Und das im internationalen Maßstab: Kompanien in den USA, Kuba und Frankreich...
