Abgründe
Der italienische Choreograf Mauro Bigonzetti hat im Repertoire des Tschechischen Nationalballetts längst Fuß gefasst: Mit «Scheherazade» zeigt die Kompanie aktuell schon die dritte Produktion von ihm, eine Weltpremiere, eigens für das Prager Ensemble kreiert. Inspirationsquellen sind der Märchenstoff «Tausendundeine Nacht» und natürlich Rimski-Korsakows berühmte sinfonische Dichtung «Scheherazade». Außerdem hat Bigonzetti für den Prolog seines Balletts die Partitur um Rimski-Korsakows «Sinfonietta über russische Themen op. 31» erweitert.
Geschickt verbindet Dirigent Johannes Witt die beiden atmosphärisch und kompositorisch so unterschiedlichen Werke, indem er zwei kontrastierende Klangwelten heraufbeschwört: Die erste bildet der Harem, wo wir der zukünftigen Braut des Sultans, Scheherazade, sowie weiteren jungen Frauen begegnen. Ihr gemeinsames Schicksal veranschaulicht Scheherazade in einem Tanz mit Tüchern, die nicht nur als modisches Accessoire, sondern auch als praktisch handhabbare Mordwaffe vorgeführt werden. Die zweite regiert eine grausame, vom Sultan und seinem Gefolge angeführte Männerriege. Auch in dramaturgischer Hinsicht unterscheiden sich diese beiden Welten: Während ...
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Tanz Mai 2025
Rubrik: Produktionen, Seite 10
von Lucie Kocourková
1948 schrieb George Orwell die Blaupause für alle Dystopien: «1984». Im Staat Ozeanien hat sich ein Terrorregime etabliert, es herrscht ununterbrochener Kriegszustand mit den Nachbarstaaten, Lebensmittel sind rationiert, die Bevölkerung steht unter ständiger Kontrolle. Und damit jegliches Aufbegehren gleich im Keim erstickt bleibt, wird unablässig an der Sprache...
Audition
Angie Hiesl + Roland Kaiser suchen Performer*innen (m/w/d) für Projekt im öffentlichen Raum (Herbst 2025) zu den Themen Flucht, Ausgrenzung & Diskriminierung. Voraussetzung: Eigene Erfahrungen mit dem Thema und Bereitschaft, diese einzubringen, starke körperliche Ausdruckskraft und Experimentierfreude. Detaillierte Infos: angiehiesl-rolandkaiser.de
Studium
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Der altbekannte Ballsaal ist wieder da. Ein bisschen runtergekommen wirkt dieses Bühnenbild, ein bisschen spießig, ein bisschen heimelig, man glaubt, kalten Rauch zu riechen, abgestandenen Schweiß, Staub vielleicht. Der Ballsaal also sieht so aus, wie ihn Rolf Borzik 1978 ins Wuppertaler Opernhaus gebaut hat, für die Premiere von Pina Bauschs «Kontakthof». Obwohl,...
