Nora Vesco

Ein Nachruf auf die Gsovsky-Tänzerin

Tanz - Logo

Sie waren zwei: Giselle und Nora Vesco, zwei höchst gegensätzliche Tanzschwestern unter Tatjana Gsovsky an der Staatsoper. Giselle wuchs sehr erfolgreich in die «Lindenstraße» des Fernsehens hinüber; Nora, die Schwester, ist nun im Alter von 75 Jahren gestorben. Sie war eine durch und durch ätherische Ballerina, empfindsam, stilsicher, immer ein bisschen kühl, aber stets dominierend. Die Kompanie der Gsovsky war gespickt mit tänzerischer Vorzüglichkeit. Mit der hatte Nora Vesco in den Glanzpartien des Repertoires Schritt zu halten.

Das gelang ihr verlässlich, auf ruhige, unaufdringliche Weise. Sie stellte ihr Können aus, gewissermaßen in aller Stille. Sie war ein Star, der von Glamour nichts wissen wollte: eine Prima­ballerina der tänzerischen Ehrlichkeit. Die stand ihr vielleicht sogar etwas im Weg.
Schon beim zweiten Ballettabend der Staats­oper im Dezember 1946, noch im Ausweichquartier des Admiralspalasts, war sie dabei. Sie breitete ihren Feenzauber in Tatjanas einzelgängerisch-wegweisendem «Dorn­­rös­chen» hin. Sie war in der Folge (unter Daisy Spies) Aschenbrödel. Tatsächlich – und machte selbst Ballett-Asche zu einem kostbaren Stoff.

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle tanz-Artikel online lesen
  • Zugang zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von tanz

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Tanz April 2006
Rubrik: Celebrities, Seite 23
von Klaus Geitel

Vergriffen
Weitere Beiträge
vsprs

Alain Platel bringt nur alle zwei, drei Jahre ein neues Stück heraus – entsprechend gespannt sind die Erwartungen. Seine jüngste Arbeit, «vsprs», zuerst in Paris und in Berlin aufgeführt, verbindet Barockmusik und Psychiatrie, Glaubenssehnsucht und Körperentgrenzung. Claudio Monteverdis «Marienvesper» (1610) wird von Fabrizio Cassol stark bearbeitet, mit Jazz- und...

Walzer umgestrickt

Jahrzehntelang gab es nur eine Art Walzer zu tanzen: mit schwungvollen Drehungen links oder rechts herum. Jetzt hat Martin Schläpfer für seine Strauß-Choreografie «Marsch, Walzer, Polka» zum Auftakt eines Dreiteilers in Mainz eine neue Art des Walzertanzens erfunden. Den musikalischen Tempi setzt die Choreografie ihre eigene Geschwindigkeit entgegen, ohne den...

Male and Animale

Finnish choreographers Arja Raatikainen, Jyrki Karttunen and Alpo Aaltokoski have circled around Europe with their latest pieces so assiduously, that they have managed to present the pieces in Finland only twice. They hardly complain about the situation, but Finnish viewers have surely been wondering whether they will see the pieces at all. Nomadi’s in-demand...