Martin Chaix «Endstation Sehnsucht»
Vor dem Fenster streckt sich ein riesiger Baum, der Thomas Mikas zartgrau gehaltenem Bühnenraum Leben einhaucht – und zugleich wie eine Reminiszenz wirkt, eine Verbeugung vor den großen Regisseuren, die das Kino der 1940er-, 1950er-Jahre zum Blühen brachten. Männer (ja, es waren ausnahmslos Männer) wie Douglas Sirk, wie Elia Kazan, der 1951 Tennessee Williams’ «Endstation Sehnsucht» verfilmte. Unvergesslich.
Und unvergesslich bleiben wird allen, die es gesehen haben, auch dieser Abend: Martin Chaix choreografiert, das Ballett des Staatstheaters Cottbus tanzt, und es leuchtet die dramatische Schönheit, die Momente der Liebe ebenso hingebungsvoll aus wie Hass, Bitterkeit, Gewalt und Verzweiflung, die so ungezähmt wie erbarmungslos hervorbrechen.
Blanche DuBois, vom homoerotischen Betrug ihres Ehemanns und seinem traumatischen Freitod gezeichnet, flüchtet sich nach New Orleans, in das Haus ihrer schwangeren Schwester Stella. Die aber ist in einer Art ehelichem Hörigkeitsverhältnis gefangen und kehrt nach jeder Misshandlung zu Stanley zurück. Das psychologische Dreieck, das Blanche, Stella und Stanley alsbald aneinander kettet, zeichnen Alessandra Armorina, Kate Farley und Fernando ...
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Tanz April 2024
Rubrik: Menschen, Seite 25
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