Märchen, Mythen, Tanz
gehören buchstäblich seit Urzeiten zusammen. Steinzeitliche Rituale, mittelalterliche Fabeln, Fantasiegespinste – all das findet sich im Inventar des Balletts. Virtuose Interpret*innen träumen selbst am Rand aufreibender Proben weiter. München, Platzl 7, Sitz des Bayerischen Staatsballetts – in der ersten Etage proben Ksenia Shevtsova und Julian MacKay den Pas de deux, 2. Akt, aus «La Sylphide», romantische Repertoire-Ikone schlechthin. Die Besucherin nimmt neben Ballettmeisterin Judith Turos Platz und taucht ins Geschehen ein.
Beobachtet, wie die Erste Solistin die Arme des Kollegen in eine korrekte Croisé devant-Pose dirigiert, mit nichts als einem winzigen Schnips; wie er die Mehrfach-Pirouette so lange wiederholt, bis sie perfekt auf dem linken Knie landet; wie beide einem Ideal folgen, das Perfektion mit unwiderstehlicher Allüre paart.
Wenn Ksenia Shevtsova kurz pausiert, und seien es nur zwanzig Sekunden, schickt sie ihren Blick auf die Traumreise – aus dem Fenster hinaus, hinauf in den Himmel oder hinunter zum belebten Platzl. Einsatz? Blitzschnell schaltet die Ballerina um und legt Sprünge, Drehungen, Spitzenarbeit auf den Schwingboden, die schon beim Betrachten zu ...
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Tanz Juli 2025
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Dorion Weickmann
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