Leben

Emanuel Gat und die DresdenFrankfurt Dance Company kreisen mit Gustav Mahler um den letzten «Abschied» und ein erstes Erkennen

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Vierzehn Tänzer*innen, Kopf an Kopf, im Halbdunkel kaum als Schatten auszumachen. Nur ihre Trainingsoutfits werfen das Restlicht zurück, das vom Bühnenhimmel des Bockenheimer Depots in die Tiefe rieselt. Kaum haben sich Augen und Ohren der Zuschauerin auf die Industriekathedrale eingepegelt, verlässt eine Frau das aufgereihte Kollektiv, schert aus, eilt entschlossenen Schritts vorwärts. Den Blick unverwandt aufs Publikum geheftet, harrt sie am Fuß der Tribüne aus. Wartet darauf, dass sich einer nach dem anderen auch auf den Weg macht, zu ihr gesellt, ein Menschen-Cluster bildend.

Aneinandergeschmiegte Hüften, Oberkörper als Kontaktflächen, kein Blatt Papier scheint hier noch dazwischen zu passen. Sachte Bewegungsspiele heben an – linker Fuß, rechter Fuß, kaum sichtbare Shifts der Achse und des Gewichts. Abermals löst sich die Frau, sucht zur Linken das Weite, während ihre Blicke sich an den Genoss*innen festsaugen. Nur um den Pulk im nächsten Moment mitzuziehen, in die Tiefe des Raums zu locken, mitten hinein in den Klang der Worte, der Stimme, des Gesangs: «Lotosblüten auf dem Wasser ziehn. Mein Herz ist müde.»

Lustprinzip und Todestrieb
Wer zu Gustav Mahlers «Lied von der Erde» ...

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Tanz Dezember 2025
Rubrik: Produktionen, Seite 4
von Dorion Weickmann

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