John Neumeier: «Lieder der Nacht»
Niemand schaut in den Mond. Wenn das Ballett beginnt, sehen sich alle Beteiligten an. Keine Bewegung, nichts. Anna Polikarpova ist es, die als Erste den lähmenden Bann durchbricht. Langsam, unendlich langsam bückt sie sich und greift zu der Tasse, die auf dem Boden der Bühne steht – und wie vom Duft des Kaffees animiert, beginnen die «Nocturnes» zu tanzen – zaghaft zunächst, für den Zuschauer kaum sichtbar, im weiteren Verlauf aber mit wachsender Intensität: als suchten die zehn Tänzer und Tänzerinnen immer verzweifelter nach der verlorenen Zeit.
 Ein letztes Mal deuten sich Beziehungen an. Sehnsüchte leben sich aus. Und im «Schatten junger Mädchenblüte» werden für ein paar Sekunden zwischen Silvia Azzoni und Lloyd Riggins Gefühle offenbar, wie sie sie nur ein Marcel Proust hat beschreiben können.
John Neumeier dachte bei seinem Chopin-Ballett eher an Tschechow, dessen Definition der Nacht mit der seinen korrespondiert. Auch er, ein erklärter Nachtmensch, interpretiert sie als ein «Schnittpunkt zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft» und zieht daraus für seine Choreografie den Schluss, «dass die Figuren in ihren sehr unterschiedlichen Beziehungen nicht eindeutig im Jetzt ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von tanz? Loggen Sie sich hier ein
 
 - Alle tanz-Artikel online lesen
- Zugang zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von tanz
Sie können alle Vorteile des Abos
 sofort nutzen
The feverish activity at the entrance to Sadler’s Wells Theatre tells its own story. The milling crowd, the excited paparazzi with their flash bulbs and the celebrity audience all make their own contribution to a typical Matthew Bourne opening night. Angel Flowers worked their magic in the foyer with Astroturf flooring, huge topiary exhibits and stunning flower...
Freaks and fairies; water, earth or airborne man-beasts; woolly cave men and camp Adonises people are inhabiting the superbly visual, dark, endearing and sweetly magical world of “Tricodex” (see ballet-tanz 05/04). Set to bold, brassy contemporary circus music, it is decorative and playful in the last of Philippe Decouflé‘s exuberant trilogy of works based upon the...
Könnten nicht Ballettkritiker an Premierensamstagen im Radio etwas Ähnliches machen wie Fußballreporter bei der Bundesliga? Wäre es nicht reizvoll, eine Ballettaufführung live zu kommentieren? Vergleiche und Statistiken etwa, wie sie in den Fußballsendungen häufig angeführt werden, ließen sich zu berühmten Klassikern im Tanz leicht zusammenstellen. Statt die...

