Entfaltung
Es herrscht entspannte Stimmung in der Rotunde des Kasseler Kunstmuseums Fridericianum. Das Licht ist gedimmt, leise Beats erfüllen den Raum, die Menschen sitzen auf Hockern an Betontischen, man trinkt Wein, Bier, Mate-Limonade, manche unterhalten sich, andere schauen. Sie schauen: auf acht Performer*innen von Tanz_Kassel, der Tanzcompagnie am örtlichen Staatstheater.
Die bewegen sich zwischen den Tischen, aber es ist nicht ganz klar, ob das, was hier passiert, schon Teil der Premiere «Blossom & Decay» ist – da werden Muskeln gedehnt, dort geplaudert, drüben ein Witz gemacht, zwischendurch werden einzelne Besucher*innen mit kurzen Umarmungen begrüßt, zwischen den Tänzer*innen wuselt Choreograf Robozee, bürgerlich Christian Zacharas, und klopft anerkennend auf Schultern. Wenig erinnert an den hohen Ton und das Pathos einer Tanzpremiere, stattdessen fühlt man sich wie im Hinterzimmer eines Clubs, und als Lucie Horná nach einer Weile dann tatsächlich zu tanzen beginnt, mit raumgreifenden Bewegungen, die in einem formvollendeten Spagat kulminieren, dann passt sich das harmonisch ins Vorspiel ein: Wenn in einem Clubkontext getanzt wird, dann ist das ja alles andere als ungewöhnlich.
Ro ...
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Tanz Dezember 2025
Rubrik: Menschen, Seite 24
von Falk Schreiber
NDT 2
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