Bojana Nenadović Otrin «Unreines Blut»

Halle

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Zu Beginn des Stücks befinden wir uns in einer Zeitschleife, sichtbar gemacht durch ein korsettartiges Sanduhrengestell, das fortan als flexibles Bühnenbild genutzt wird. Aus den tanzenden Sandkörnern wird eines herausgepickt, dessen Geschichte in den folgenden zwei Stunden verfolgt wird: Es ist die Geschichte Sofkas, eindrucksvoll getanzt von Kanako Ishiko. Die Romanvorlage spielt im südlichen Serbien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als das Osmanische Reich zerfällt und die sozialen Schichten sich neu ordnen. Sofka, Tochter einer Patrizier-Familie, soll diese durch Einheirat in eine neureiche Bauernfamilie vor dem Abstieg retten. Widerwillig opfert sie sich – doch ihr Zukünftiger, Tomča, entpuppt sich als zwölfjähriges Kind (Marija Lütje). Dessen Vater Marko (Johan Plaitano) wie auch später ihr herangewachsener Ehemann (Haruto Goto) werden Sofka gegenüber übergriffig und gewalttätig. Sofka zerbricht, die Welt dreht sich weiter.

Patriarchat pur, aber der serbische Kontext – präsent etwa über Verzierungen der Kostüme und Teile der Musik – macht das Erzählte konkret. Nenadović spielt mit den Stilen, lässt Marko, der für den sozialen Umbruch steht, zeitgenössisch tanzen, ...

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Tanz Dezember 2025
Rubrik: Kalender, Seite 35
von Johanna Rau

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