Ali Chahrour «When I Saw the Sea»
Das jüngste Bühnenstück des libanesischen Choreografen Ali Chahrour ist einerseits erschütterndes Zeugnis systemischer Gewalt, andererseits Manifest weiblicher Widerstandskraft. Nach der Uraufführung in Beirut feierte es Anfang Juni im Berliner HAU Europapremiere. Die Performerinnen Rania Jamal, Zena Moussa und Tenei Ahmad teilen ihre Geschichten – Erfahrungen der Arbeitsmigrant*innen, die im Libanon meist «unter den Teppich gekehrt werden», wie Chahrour sagt.
Das Kafala-System entrechtet als Form institutionalisierter Ausbeutung migrantische Hausangestellte aus afrikanischen und asiatischen Ländern, viele Frauen geraten so in eine Hölle aus Gewalt, Isolation und Unsichtbarkeit. Inmitten des Krieges in Nahost wurden sie von den Arbeitgeber*innen schutzlos in den Häusern zurückgelassen, viele flüchteten an den Strand und sahen, oft zum ersten Mal, das Meer. Ein ambivalenter Moment, zwischen dem Schrecken des Krieges und plötzlicher Freiheit.
Ein Scheinwerfer blendet unangenehm. Viele Zuschauer*innen schützen ihre Augen mit den Händen, um die Übertitel des arabischen und amharischen Textes lesen zu können: Himmel, Sonne und Mond bilden wiederkehrende Motive in den Geschichten und ...
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Tanz August/September 2025
Rubrik: Kalender, Seite 45
von Alina Saggerer
Zu Beginn schleicht sich in der Dunkelheit ein vielstimmiges Summen ans Ohr. Dann ein Knarren, Quietschen, Klappern. Man erkennt Silhouetten stehender Personen in den Zuschauerreihen, es ist ein bisschen unheimlich. Endlich: ein Lichtschein auf der Bühne, die Schattenrisse einer Tänzerin, die stehend asymmetrische, erratische Bewegungen ausführt. Jetzt hört man...
Am 18. März 2024 steht Demis Volpi in der Stifter-Lounge der Hamburgischen Staatsoper und wischt sich den Schweiß vom Gesicht. «Puh», lächelt er unsicher ins Mikro. «Aufgeregt!» Ende Oktober 2022 war bekanntgegeben worden, dass der damalige Direktor des Ballett am Rhein in Düsseldorf und Duisburg die Nachfolge von John Neumeier beim Hamburg Ballett antreten würde,...
Newcomer
QUEER LAPDANCE COLLECTIVE
Das Queer Lapdance Collective (QLDC) aus Köln tanzt für Queers – und zwar kollektiv, widerständig und lustvoll. Gegründet nach einem Workshop der Berliner Gruppe MAGIC DY-KE* beim «Britney X»-Festival 2023, schafft das selbstorganisierte Kollektiv Räume, in denen Gender, Körper, Sexualität und Begehren nicht nur sichtbar, sondern...
