Als mich die Anfrage erreichte, ob mir zur Corona-Krise etwas Kulturbezogenes einfällt, dachte ich: Da kann man sich nur die Finger verbrennen. Bis die Frau meines Verlegers sagte: Sie haben nichts zu verlieren, Sie können sich aus dem Fenster hängen. Weil sie recht hat, springe ich lieber gleich vom Zug. Das Virus hat nichts mit Kunst zu tun. Genauso wenig wie der Baum, der vor dem Fenster steht. Es ist der schwarze Schwan, mit dem niemand gerechnet hat.
Unser Theater ist ein über die Jahrzehnte gewachsenes System, das in den Städten und Gemeinden bestimmt, wer hierzulande Theater spielen darf. Der Systemcharakter des deutschen Theaters ist so unantastbar wie die Würde des Menschen im Grundgesetz. Starr und monolithisch steht es da, lässt keine Konkurrenz zu und wäre eigentlich ein Fall für die Kartellbehörde. Da diese nicht einschreitet, hat sich der Apparat über die Jahre und Jahrzehnte versteift. Wie bei einem alternden Menschen, der nicht mehr gefordert ist, verengen sich die Blutbahnen, setzt sich der Kalk ab.