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Rezensionen Juli 2022

Johan Inger: «Peer Gynt» in Dresden

Aaron Watkins’ Kompanie tanzt fabelhaft auf, angefangen bei Christian Bauch in der Rolle des Ich-Suchers über Miniaturen wie den «Fromme-Helene»-Verschnitt in Spitzenschuhen von Nastazia Phillipou bis hin zur «Grünen» alias Zarina Stahnke, die nicht von ungefähr an die grandiose Ana Laguna erinnert.

Für Inger, dessen Tanzkarriere beim Königlich Schwedischen Ballett begann, gab es zwei herausragende Mentoren: Mats Ek und Jiři Kylián. Deshalb ist dieser «Peer Gynt» auch eine Art Selbstbeschreibung seines Autors, inklusive Zitaten aus den Werken und dem stilistischen Fundus der Vorbilder. Während also Peer seine Lebensreise antritt und dabei all die Verfehlungen begeht und all den Verführungen erliegt, die sein Erfinder Henrik Ibsen ihm 1867 angedichtet hat erkennen wir Figuren und Settings aus Mats Eks «Schwanensee», aus seiner Psychiatrie-Studie «Giselle», der verschneiten Drogentristesse seines «Dornröschen» und sehen einen «Nussknacker»-Walzer ... den der Schwede nie choreografiert hat, der aber aussieht, als sei er direkt seiner Fantasie entsprungen. Das ist das Zauberhafte an Ingers «Peer Gynt»: Die ästhetischen Zwiebelschalen bestehen aus lauter bildschönen Verweisen und lassen doch den choreografischen Kern erkennen, der aus ihren über- und nebeneinander geschichteten Ebenen modelliert wird.

Die gesamte Rezension von Dorion Weickmann lesen sie in tanz 7/22