Hochspannung

Wagner: Siegfried
Düsseldorf | Oper am Rhein

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Der Düsseldorfer «Ring» nimmt mit «Siegfried» nun doch noch richtig Fahrt auf. Regisseur Dietrich W. Hilsdorf, der lange mit Wagner fremdelte, scheint seinen Widerstand gegen das «Gift der Musik» – das er noch vor dem «Rheingold» beklagte (und mit der Lektüre der Zeitgenossen Börne und Zola in seiner Wirkung zu mildern versuchte), aufgegeben zu haben.

Schon «Das Rheingold» nahm er auf Dieter Richters mit Glühbirnen gesäumter Varieté-Bühne demonstrativ als leichtes Konversationsstück, zeigte die «Walküre» als delikates Kammerspiel im düsteren Ambiente von Hitlers Wolfsschanze. Witzige Details und überraschende Einsichten boten beide Abende. In der Summe aber schlug Hilsdorfs ironische Distanz zu wenig produktive Funken – die kassierte Fallhöhe zeitigte eine flaue Grundstimmung.

Auch bei «Siegfried» gibt es nun etliche komische Momente; etwa wenn der Titelheld mit der Tarnkappe herumspielt und das goldene Tuch mal als Lätzchen, mal als Röckchen rafft. Oder wenn der Wanderer auf dem Fahrrad mit Jutebeutel, den ein aufgesticktes «W» ziert, daherkommt, ganz frankophil Rotwein zum Baguette serviert – und bei der Wissenswette mit Mime die in dessen Behausung installierten Friseurstühle ...

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Opernwelt Juni 2018
Rubrik: Panorama, Seite 36
von Regine Müller

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