
Wie männlich ist das Theatertreffen?
In vielen der Inszenierungen (wie «Hotel Strindberg», «Unendlicher Spaß», «Erniedrigte und Beleidigte», «Das Internat», «Das große Heft», «Tartuffe oder Das Schwein der Weisen») wird eine traditionelle Vorstellung von Männlichkeit in Szene gesetzt, die in jüngerer Zeit unter dem Begriff der «toxischen Männlichkeit» verhandelt wird.
Verstanden werden darunter negative, eben «vergiftete» Eigenschaften wie ein extremes Leistungsdenken, die Vermeidung von Schwäche und Emotionen, eine hohe Risiko- und Gewaltbereitschaft sowie die Abwertung von Weiblichkeit (u.a.). Derartige Attribute und Männertypen tauchen in verschiedenen Inszenierungen auf: Zu denken ist hier etwa an die Männerfiguren im «Hotel Strindberg», die Frauen verachten und gewalttätig werden; an die Figur des großen Bruders in «Unendlicher Spaß», der Frauen nur missachtet und ausnutzt; an die Zwillinge in «Das große Heft», die im Kontext von Krieg zu körperlich gestählten und gleichzeitig zu emotionslosen und amoralischen Männern werden; an den patriarchal über Ehefrau und Tochter verfügenden Familienvater in «Tartuffe oder Das Schwein der Weisen»; an die Männer in «Erniedrigte und Beleidigte», die mit den Frauen spielen, wie es ihnen beliebt; oder die Typen in «Das Internat», die andere drangsalieren und quälen.
Wie bei dieser Aufzählung bereits deutlich wird, ist das Bild «toxischer Männlichkeit» eng verbunden mit Gewalt: sei es als Gewalt gegenüber Frauen, wie in «Hotel Strindberg», «Erniedrigte und Beleidigte» und «Tartuffe oder Das Schwein der Weisen», als Gewalt gegenüber dem Einzelnen, der anders ist, wie in «Das Internat», oder als Kampf zwischen Göttern und Menschen, wie in «Dionysos Stadt». Auch Aspekte des Militärs und des Krieges, der Dressur und Kraft spielen dabei eine Rolle, wie etwa in «Das große Heft», wo der männliche Körperpanzer re-inszeniert wird. Eine in sich geschlossene, feste, in militärischen Drill und Übung gebildete, starke, schmerzunempfindliche Körperlichkeit, die ein sich im Ersten Weltkrieg herausbildendes Männlichkeitsideal darstellt.