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Theater des Jahres

Büro von Intendant Matthias Lilienthal in den Münchner Kammerspielen, Foto: picture alliance/Sueddeutsche Zeitung Photo

Münchner Kammerspiele

Das Publikum ist bunt gemischt, Schülercliquen und grauhaarige Abonnenten, manche kommen schon zum zweiten oder dritten Mal. Die Hautfarbe ist nach wie vor überwiegend weiß, das schon, aber die Übertitel in Englisch und manchmal, wenn auf der Bühne Englisch oder Arabisch gesprochen wird, auch in Deutsch, gehören längst selbstverständlich dazu. Kein Zweifel, wir sind hier im weltoffensten Theater der Stadt – und nun – Glückwunsch! – auch noch im Theater des Jahres 2019!

Sich in virulente gesellschaftspolitische Debatten einzumischen und diese mit künstlerischem Handeln voranzutreiben, war und ist ein zentraler Aspekt der Arbeit der Münchner Kammerspiele, was schon in der vorletzten Saison mit Anta Helena Reckes «Schwarzkopie» zu Anna-Sophie Mahlers «Mittelreich»-Inszenierung aufsehenerregend gelang, ebenso wie in der Integration der syrischen Schauspieler Majd Feddah, Kinan Hmeidan und Kamel Najma, die zunächst als Open-Border-Ensemble nach München kamen und inzwischen in vielen Repertoire-Produktionen spielen. Was sich dem Publikum wie selbstverständlich vermitteln lässt, löst dabei in Teilen der Politik, die sich gemeint fühlen dürfen, bezeichnenderweise Ängste und Protest aus. So fühlte sich die CSU durch Lilienthals Aufruf zur Teilnahme an der großen «Ausgehetzt»-Demonstration im Juni 2018 so provoziert, dass sie den Kammerspielern das Demonstrieren verbieten wollten – zum Glück ohne Erfolg. 

Porträt der Münchner Kammerspiele unter Matthias Lilienthal