Das Fundament
1 Heiner Müllers Stücke werden gegenwärtig wenig gespielt – trotz ihrer unbestreitbaren poetisch-sprachlichen Kraft, trotz ihres großen historischen Atems, den man bei kaum einem anderen neueren Autor findet, trotz der Brillanz seiner messerscharfen Formulierungen. Sie erleiden das Schicksal der ganz aktuellen Zeitung von gestern, die stets als das Älteste erscheint. Seine Themen haben es in der ideologischen Szenerie von heute nicht leicht.
Die Problematik des Kommunismus scheint vielen nicht mehr aktuell oder inexistent, von der Tragik der kommunistischen Kämpfer und Intellektuellen will man nichts hören. Im Eifer der moralischen Selbstgewissheit meinen manche, mit dem Scheitern des staatgewordenen «Sozialismus» seien auch die Probleme erledigt, auf die das kommunistische Projekt eine Antwort war. Die DDR wollen begreiflicherweise viele einfach nur vergessen, andere wollen sie planmäßig vergessen machen. Sie war aber Müllers Erfahrungsfeld – obwohl er ein Weltautor war und nicht auf den DDR-Autor reduziert werden kann. All dies macht es schwer, sein tief politisches Theater mit dem ja durchaus vorhandenen Interesse am Politischen der heute aktiven Theaterleute zu vermitteln.
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