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Rezensionen August

Ruhrtriennale: Mónica Calle «Ensaio para uma Cartografia»

Die in Lissabon lebende Regisseurin und Schauspielerin Mónica Calle ist im deutschen Sprachraum eine ungewöhnliche Erscheinung und ihr Stück so etwas wie ein Geheimtipp. Ein exzellent konzipiertes, ausgezeichnet umgesetztes, schlüssiges und herausforderndes Stück, in dem ein Dutzend nackter Frauen etwas Großes tanzen, während sie ein bisher gut gepflegtes Monument in sich zusammensacken lassen.

Dazu muss gesagt werden: Mónica Calle ist eigentlich keine Choreografin. Sie beschränkt sich darauf, aus einem ganz einfachen Tanzmotiv einen Loop zu erzeugen, dessen innere Spannung über mehrere Bögen hin steigt und steigt, jeweils bis zur Unterbrechung und zum Neuansatz.

Der Loop ist zugleich Bewegung und Stillstand. Ein Motiv, das in Wiederholungsschleifen zum Muster eines Zustands wird, der immer weiter wächst und sich während dieser Ausdehnung verändert. Genau das geschieht in diesem Stück, nachdem die Frauen in Alltagskleidung und begleitet von ihrer Regisseurin die Bühne betreten haben. Sie tragen Musikinstrumente mit sich. Nach einer kleinen Einführung entledigen sich die Performerinnen ihrer Kleider. Sie bereiten ihre Instrumente vor, während eine Geräuschkulisse vom Band die Vorbereitungen eines wirklichen Orchesters hören lässt.

Sie haben sich entkleidet, aber sie geben sich keine Sekunde lang ihrer Nacktheit hin. Auch verstecken sie sich nicht in einer Hülle des Entblößtseins und damit hinter der Rolle des Opfers, das den Blicken des Publikums ausgeliefert ist, oder gar einer offensiven Angriffshaltung. Ihre Körper sind demonstrativ in kollektiver Tätigkeit vereint, und der Blick des Zuschauers hat sich mit dieser Präsenz auseinanderzusetzen.

Die ausführliche Rezension mit einem
Porträt Mónica Calles von Helmut Ploebst
finden Sie in tanz 8/2019.

Zu sehen ist «Ensaio para uma Cartografia» vom 6. bis zum 9. September bei der Ruhrtriennale.