Avantgarde und Rock 'n' Roll
Das Miller Theater an der Columbia University in Manhattan – es war Schauplatz mehrerer wichtiger Uraufführungen (u. a. von Gian Carlo Menottis Zweiakter «The Medium») – feiert in diesem Jahr die Eröffnung seiner neuen Spielstätte vor 30 Jahren. Seit jeher stehen dort Werke des Barock und unserer Zeit im Zentrum des Programms. Nun präsentierte das Theater zum ersten Mal eine Oper, die es selbst – gemeinsam mit der Washington National Opera und Opera Omaha – in Auftrag gegeben hatte: «Proving Up».
Weil die 37-jährige Komponistin Missy Mazzoli und ihr Librettist Royce Vavrek bislang Stücke von bestechender Qualität geliefert hatten, waren die Erwartungen hochgespannt. Ihre musiktheatralische Adaption des Lars von Trier-Films «Breaking the Waves» etwa, im September 2016 an der Opera Philadelphia uraufgeführt, stufte die amerikanische Kritik als stärkste neue Oper jenes Jahres ein. Im Dialog mit dem Regisseur James Darrah hatten Mazzoli und Vavrek eine trostlose Welt voller Spannungen geschaffen, die klanglich immer auf den Punkt gebracht war. Auch ihr erster Wurf, die 2012 vorgestellte Kammeroper «Song from the Uproar», erzielte lebhafte Resonanz. Inzwischen wurde bekannt, dass Missy ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt November 2018
Rubrik: Magazin, Seite 74
von David Shengold
Sie sind zwar bloß aus Papier oder Plastik, doch sie bergen tiefe Gefühle: Alljährlich im November stecken Briten sich im Gedenken an die Verheerungen der großen Kriege des 20. Jahrhunderts Mohnblüten ans Revers. Der 11. November (an dem im Jahr 1918 der Erste Weltkrieg endete) ist «Remembrance Day», informell auch «Poppy-Day» genannt, in Anlehnung an das Gedicht...
Alles fängt schon vor dem Anfang an. Ein herrischer Herr mit Leuchtspeer schreitet aus dem Hintergrund, vorne lauert angriffig eine proletenhafte Gestalt. Fast eine Minute starren sie einander aus der Distanz stumm an, diese Verkörperungen von Macht und Ohnmacht, Licht und Finsternis, bevor das tiefe Es beginnt, dieses (hier offenbar als trügerisch entlarvte)...
Das Schlusswort haben die Streicher. Ein Ton, der wie verlöschendes Feuer glimmt, ein letztes Mal Licht spendet, bevor es dunkel wird und still. Ein sehrend schwingender Strahl, er trifft ins Mark. Was kann jetzt noch kommen? Niemand weiß es. Auch Schönberg wusste es nicht. Mit diesem im Offenen verhallenden Ton endet «Moses und Aron», sein unvollendetes...