Weltentwurf mit Klangschatten

Ein Vierteljahrhundert hat Emmanuel Nunes an seiner Goethe-Oper «Das Märchen» gearbeitet. Endlich wurde das Riesenwerkin Lissabon uraufgeführt – passend zu einer Tagung der Europäischen Musiktheaterakademie |

Opernwelt - Logo

Die Partitur von Emmanuel ­Nunes’ Oper «Das Märchen» hat 687 Seiten und ist mehr als einen Meter hoch. Trotzdem sind die Notenzeilen fast nur mit der Lupe zu lesen. Kaum passt auf eine Seite, was da alles gleichzeitig erklingen soll. Zur Besetzung des Orchesters gehören allein zwölf Flöten, die von vier Spielern bedient werden. Aus der Klarinetten­familie werden Instrumente in A- und B-Stimmung benötigt, dazu zwei Bass­klarinetten und eine Kontrabassklarinette. Von den Blechblasinstrumenten kommen neben vier Trompeten und vier Posaunen auch sechs Hörner und ein Euphonium vor.

Zwei Harfen wirken da geradezu bescheiden. Dafür werden sechs Schlagzeuger benötigt, von denen jeder ein halbes Dutzend Instrumente bedient. Der vierte Schlagzeuger zum Beispiel hat sich um folgenden Apparat zu kümmern: Steeldrum, Marimbafon, Crotales, ein großes Nietenbe­cken, ein Becken, eine afrikanische Trommel, Rototoms, ein Bongo, ein Tempelblock, ein japanischer Woodblock und Claves. Neben acht Gesangssolisten (darunter ein Counter) ist ein gemischter Chor gefordert. Alle Klänge werden durch eine aufwändige Elektronik verfeinert und verfremdet. Außerdem sollen Tänzer und Sprecher die Gesangsfiguren ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2008
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Stephan Mösch

Vergriffen
Weitere Beiträge
Mozart: Le nozze di Figaro

Ein paar Raumteiler, ein paar Türen, ein Fenster und eine Drehbühne – mehr braucht Moritz Nitsche nicht, um im Wuppertaler Schauspielhaus die Welt von Mozarts «Figaro» zu bauen. Zwei, drei Handgriffe des handelnden Personals, und zack, rauschen wir von der Kammer der Gräfin ins Gemach des Grafen und zurück, kauern heimlich mit Cherubino im Kabinett, um am Ende zum...

Macht der Kopf alles kaputt?

Stephan Mösch: Herr Zehelein, vielen Dank für die vielen Einsichten und Ansichten. «Kommunikative Ästhetik» ist ein großes Wort. Ich möchte, um unsere Diskussion anzuschieben, die Gegenposi­tion mobilisieren. Bei der Vorbereitung auf unser heutiges Gespräch ging mir ein Satz von Jean-Pierre Ponnelle nicht aus dem Sinn. Was wir heute von Ponnelles Ästhetik halten...

Geglücktes Experiment

Es ist die erste Oper des belgischen Komponisten Luc Van Hove (Jahrgang 1957). Und gleich im ersten Anlauf konnte er einen Erfolg verbuchen. «La strada», Ende Januar an der Vlaamse Opera in Antwerpen uraufgeführt, kam an. Trotz mancher sorgenvoller Zweifel, ob die Adaption eines be­rühmten Films für das Musiktheater gelingen könne. Denn das Stück basiert natürlich...